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Gedanken einer Schauspielerin

Die Dramaturgie der Dusche

Nicht nur als Langstreckenläuferin finde ich Duschen eine gute Sache, und wie wohl viele kenne ich jede Menge an Duschgeschichten aus Alltag, Arbeit oder Urlaub (z.B. vom mitternächtlichen Wasserausfall in Cajamarca). Und auch für Filme sind Duschen nicht uninteressant.

Die Sache mit den Duschszenen

Letztes Wochenende sah ich vier Filme, und in allen haben Frauen geduscht. Männer nicht. Das kann natürlich Zufall sein. Aber ganz abgesehen davon, wie ist das mit Duschen und Film, ist die duschende Figur ein Stilmittel, ein dramaturgischer Kniff? Ist Duschen filmisch das, was früher die Zigarette oder das Glas Alkohol war? Geht es um das Zeigen von Nackheit, Sauber- oder Verletzlichkeit? Um Erotik? Ist eine Dusche als Drehort besonders herausfordernd und als Schauplatz filmisch besonders reizvoll oder spannend?

In der arte-Mediathek steht aktuell noch der 11-minütige Beitrag DIE DUSCHE IM FILM von Luc Lagier. (Edit 14.3.19 jetzt nicht mehr). Gezeigt werden Morde unter der Dusche, Duschen nach der Schlacht, duschende Männerteams nach dem Sport. Frauen und Männer gemeinsam und Männer alleine unter der Dusche beim Sex, Männer die im Alltag duschen. Frauen die weder Sex haben noch angegriffen werden, also einfach so duschen, kamen weniger vor.

Duschen in Komödien? Mir fallen spontan drei alte witzige Duschszenen ein: Cary Grant duschte, vollständig angezogen inklusive wasserdichter Uhr, in CHARADE, Marty Feldman, Mel Brooks und Dom DeLuise versuchten in SILENT MOVIE, Burt Reynolds unter seiner Dusche für ihr Filmprojekt zu gewinnen, und Steve Martins Dusche in L.A. STORIES hatte einen Slomo-Hebel. Duschszenen mit Frauen und Humor erinnere ich nicht (aber vielleicht gibt es sie?).

Rein optisch erinnert eine Duschkabine ein wenig an eine Telefonzelle. Diese ist aus Filmen, die im digitalen Smartphonezeitalter spielen, fast vollständig verschwunden. Duschkabinen hingegen, diese beengten Orte der Privatsphäre, wird es wohl noch eine Weile geben, und somit auch Duschszenen im Film.
Vier Fragen stelle ich heute an ,meine‘ Szenen:

  1. Bringt die Duschszene die Geschichte weiter?
  2. Erfahren wir durch sie etwas Neues über die Figur?
  3. Verstärkt das Duschen und wie es filmisch festgehalten ist die Stimmung der Szene?
  4. Ist die Szene witzig oder originell?

Eine Szene, die keine dieser vier Fragen mit JA beantwortet, läuft Gefahr, die duschende Person zum Objekt zu machen, schlimmstenfalls einem des Voyeurismus. Natürlich gibt es auch Duschszenen, in denen jemand beobachtet oder begehrt wird, die die Geschichten weiterbringen und etwas Neues über die Figur/en erfahren lassen, vor allem über die Beobachtenden, – weswegen es ergiebiger sein könnte, sie und nicht die Beobachteten zu zeigen. Ähnlich ist es mit der Abbildung von Vergewaltigung oder Mord in Film und TV. Angegriffene Personen werden häufig quasi aus der Angreiferperspektive gezeigt. Wir sehen, oft quälend lang und nah, ihre Todesangst, ihren Schrecken, ihre Tränen, – also genau das, was einer angreifenden Person den Kick und ein Gefühl von Macht gibt. Aber das ist ein Thema für einen anderen Tag.

Die Szenen die ich heute betrachte stammen aus diesen Produktionen:

  • BEAU SÉJOUR (dt: ZIMMER 108). Belgische Serie 2017. Staffel 1, Folge 1
  • BROADCHURCH. Britische Serie 2017. Staffel 3, Folge 1
  • DIE SCHWALBE. Film. Schweiz 2016
  • THE GOOD KARMA HOSPITAL. Britische Serie 2017. Staffel 1, Folge 4

Unter der Dusche: Kato Hoeven (Lynn Van Royen)

BEAU SÉJOUR / ZIMMER 108 ist eine (sehr empfehlenswerte!) zehnteilige belgische Fernsehserie. Im Zentrum steht eine junge Frau, die ermordet wurde, als Geist von den Toten erwacht und beginnt, auf eigene Faust im eigenen Fall zu ermitteln.
Das Titelwortspiel geht in der deutschen Übersetzung leider verloren: Beau Séjour (ein häufiger Hotelname in französischsprachigen Ländern) heißt Schöner Aufenthalt, und die zehnteilige Serie handelt von Katos verlängertem Aufenthalt auf der Erde, bis die Person, die sie ermordete, entdeckt ist. Einige wenige Personen können sie sehen, sie berühren und mit ihr sprechen, für alle anderen ist sie unsichtbar und nicht zu hören.
Apropos Sprache, bedauerlich ist, dass in der arte-mediathek die Serie nicht auch in flämischer Originalfassung mit Untertiteln bereitstand. Warum eigentlich nicht? Flämisch ist für Deutschsprachige nicht so schwer zu verstehen, gerade in Kombination mit Untertiteln. Außerdem: Hallo? Wir sind in Europa! Aber das ist ein Thema für einen anderen Tag. Und es gibt ja die DVDs.
Also, zu Beginn der 1. Folge wacht Kato ermordet im Zimmer 108 des Hotel Beau Séjour auf. Nach einer Weile geht sie nach Hause (wo ihre Mutter sie nicht sehen oder hören kann), duscht, zieht sich um. Es macht Sinn, dass sie duscht denn sie hat eine blutverkrustete Kopfwunde, jedoch wie wird das gezeigt? Zuerst sehen wir ihre Füße, an denen abgespültes Blut herunterläuft. Dann fährt die Kamera langsam ihren nackten Körper hoch, von hinten, über ihre Beine, ihren Hintern, ihren Rücken, bis das Bild schließlich an ihrem Kopf stehenbleibt. Warum diese Kamerafahrt, was bringt die Szene? Ein kleiner voyeuristischer Flash: Oh, eine nackte junge Frau mit einem knackigen Hintern? Wessen Blick soll das eigentlich sein? Ebenso seltsam ein Bild im Vorspann jeder Folge (mit toller Musik!), wo Kato als Tote am Flussufer liegend zu sehen ist, in einem Bildausschnitt der ihren Kopf auslässt, zu sehen ist ein Torso, ein Oberkörper in nassem, schmutzigen, enganliegenden Unterhemd.

Zurück zur Duschszene, die in Bezug auf die Figur und ihre Stimmung  ziemlich verschenkt ist. Wie wäre es gewesen, wenn von Katos Füßen mit dem abgewaschenen Blut direkt zu ihrem Kopf geschnitten worden wäre, zu ihrem Gesicht, ihrem Blick? Das hätte sie weniger zum Objekt gemacht und stattdessen ihre Emotion – Trauer,  Fassungslosigkeit, Verzweiflung, Einsamkeit? – verstärken können. Kurz zuvor, ihr war noch nicht so ganz bewusst, dass sie tot ist, hat sie neben ihrer Mutter gestanden, sich an sie gelehnt, mit ihr gesprochen, aber diese hat sie nicht wahrgenommen. Jetzt steht Kato unter der warmen Dusche.
Es wird übrigens weder in dieser noch in den anderen zehn Folgen dieser Serie eine andere Person so von unten nach oben (oder auch von oben nach unten) mit den Blicken abgefahren, egal ob nackt oder angezogen.

Eine sehr ähnliche und gleichzeitig ganz andere Szene, in der das Opfer eines Gewaltverbrechens duscht, gab es in BROADCHURCH:

Unter der Dusche: Trish Winterman (Julie Hesmondhalgh)

BROADCHURCH geht 2017 in die dritte und wie angekündigt letzte Staffel, sie setzt drei Jahre nach der zweiten ein, die ich u.a. wegen dem Zweitplot Fifty Shades of Claire ziemlich enttäuschend fand. Die Handlung der neuen acht Folgen spielt wieder in der fiktiven Küstenstadt Broadchurch in Dorset, Südwestengland und kreist diesmal um die Aufklärung einer Vergewaltigung.
Die überfallene ca. 50-jährige
Trish Winterman kann nach einer kurzen, ersten Befragung durch DS Ellie Miller (Olivia Coleman) und DI Alec Hardy (David Tennant) von der Polizei und dem ersten Teil der medizinischen Untersuchung im SARC Sexual Assault Regional Centre duschen. Die Kamera leicht von oben, wir sehen die Dusche, das Wasser läuft, eine Hand kommt von rechts ins Bild und prüft die Wassertemperatur. Trish tritt unter die Dusche. Der Bildausschnitt zeigt nur ihren Kopf im Profil. Schnitt zu ihren schmutzigen Füßen. Zurück zu ihrem Gesicht, die Augen geschlossenen. Sie atmet tief aus. Ein starker Moment. Wir sehen Trish zum ersten Mal alleine, nicht aus Sicht bzw. in Interaktion mit der Polizei, die bislang die ganze Zeit bei ihr waren, oder mit Anna (Andrea Hall), der SARC Mitarbeiterin („crisis worker“). Im Gegensatz zu Filmen wie dem in vielerlei Hinsicht ärgerlichen DER BRAND (Regie Brigitte Maria Bertele, Buch Johanna Stuttmann) wird hier authentisch gezeigt, wie eine Frau, die eine Vergewaltigung anzeigt, professionell und empathisch versorgt und ihr geholfen werden kann. Der filmische Fokus liegt nicht auf der Gewalttat, sondern auf deren Folgen für die Überfallene. Johanna Schneller schreibt in ihrem Artikel Broadchurch Season 3 shows crucial sex assault aftermath: „Diese Szene zu sehen sollte nicht nur Pflicht für alle von der Polizei sondern auch alle in TV Writing Rooms sein.“ In der letzten Folge der Serie, nach der Aufklärung des Falls gibt es während der Verhöre einige Rückblenden. Die Tat selber wird nicht gezeigt, die Folge ist sicher – nicht nur für Betroffene – auch ohne das aufwühlend genug. Wie so oft bei Britischen Fernsehproduktionen gab es vor jeder Folge den Hinweis „Starke Emotionen und Szenen, die Teile des Publikums verstörend finden können“ und hinterher das Angebot „Und falls Sie von Themen betroffen sind, die in der heutigen Folge vorkamen, gehen Sie bitte auf itv.com/advice)“, dort finden sich Verweise zu Hilfsorganisationen.

Auch in anderen britischen Serien gibt es diese Warnungen und Hinweise und die Gewalttaten wurden nicht explizit gezeigt. In CALL THE MIDWIFE gibt es eine Abblende in dem Moment als die Nonne Cynthia ihren Angreifer sieht, in DOWNTON ABBEY wird das Hausmädchen Anna in einem Nebenzimmer vergewaltigt, was nur aus dem Off zu hören ist, während die Kamera in der Küche bleibt.Beide Serien geben dem Hinterher, den Folgen für die Frauen großen Raum in ihren Erzählungen. Die Vergewaltigung in DOWNTON ABBEY hat trotzdem zu einer großen Anzahl von Publikumsbeschwerden geführt (siehe auch John Plunkett im Guardian: Downton Abbey rape scene will not face investigation despite complaints vom 4.11.13). Vergleichbare Reaktionen hier in Deutschland sind mir nicht bekannt, – ist das Publikum hier tougher, unempfindlicher oder schlicht gewöhnt an drastische Gewaltdarstellungen im fiktionalen Programm? Es scheint manchmal so, als ob die Sender versuchen, sich damit in ihren Krimis zu überbieten. Vor einigen Jahren berichtete frau tv über eine Studie (die ich leider noch nicht wieder gefunden habe), die unzählige Krimis untersuchte, die mit dem brutalen Übergriff auf bzw. der Ermordung einer Frau beginnen und mit ihrer nackten Leiche auf dem Tisch der Gerichtsmedizin weitergehen, und Filmjournalistin und Filmlöwin-Bloggerin Sophie Charlotte Rieger schrieb kürzlich zu diesem Thema Schluss mit lustig – eine Kampfansage gegen die happy Vergewaltigung. Das hat aber nichts mehr mit der Duschszene zu tun, also weiter zum nächsten Film:

Unter der Dusche: Mira (Manon Pfrunder)

In DIE SCHWALBE geht die junge Schweizerin Mira im Irak auf Suche nach ihrem kurdischen Vater, der vor ihrer Geburt aus der Schweiz verschwand, angeblich um im Widerstand zu kämpfen. Sie wird begleitet von ihrem neuen Bekannten, dem deutsch sprechenden Kurden Ramo, der seine eigenen Pläne verfolgt. Am Ende findet Mira ihren Vater, der nicht gegen die Regierung gekämpft sondern im Gegenteil ein Kollaborateur war (und Ramo hatte den Auftrag, ihr zu folgen und ihn umzubringen). Nach Treffen mit ihrem Vater sehen wir sie heftig weinend unter der Dusche stehen, eine Einstellung, ihr Kopf bis zu den Schultern. Das ist als Bild ganz in Ordnung, allerdings fand ich zu diesem Zeitpunkt ihren Reinlichkeitsfimmel schon etwas enervierend. Wird da ein Schweizer Klischee bedient, oder soll ein Gegensatz zwischen der sauberen, unschuldigen Schweizerin und ihrem dreckiger-Verräter-Vater, oder einfach zwischen Europa und dem Irak aufgebaut werden? Mira duscht in den gut 100 Filmminuten zwei mal, einmal badet sie in einem Fluss (und entsteigt in nassem, weißen, enganliegendem Unterhemd), sie putzt sich in der Natur die Zähne und hat im Schnitt alle zehn Minuten ein anderes Outfit an, einmal zieht sie sich im fahrenden Auto neben dem ihr fremden Ramo (Ismail Zagros), den sie spontan als Fahrer und Dolmetscher engagiert hat, um. Oder soll das die wachsende Vertrautheit zwischen den beiden, zumindest von ihrer Seite aus, zeigen? Egal, es erinnert zu sehr an das alte Schweizer Sauberkeitsklischee, und ist dazu noch aus zweierlei Gründen etwas seltsam. Zum einen sagt Mira gegen Ende des Films zu ihrem Fahrer / Dolmetscher Ramo „Hier ist die Bezahlung für die letzte drei Tage“ (sind neun Outfits dafür nicht etwas viel?) und zum anderen hat sie nur einen sehr kleinen Rucksack mit, in den schwerlich die ganze Kleidung reinpasst, zumal so gebügelt wie sie sie immer trägt.
Selbst in dem Moment ihrer tiefsten Krise, der Enttäuschung über den gerade erst wiedergefundenen Vater und das was er wurde und ist und sagt, fällt ihr (oder der Regie) nichts besseres ein als eine Dusche bzw. sie unter einer weinen zu lassen. Nichts scheint Mira aus ihrem Ordnungsgleichgewicht zu bringen, nichts verändert sich, und so sehen wir sie in der Schlussszene am Flughafen – Ramu wurde kurz zuvor von den eigenen Leuten ermordet – auf der Heimreise in die Schweiz in einer bislang ungetragenen roten Bluse, wie immer makel- und faltenlos.

Angesichts all dieser Ordnung und Körperhygiene ist es erstaunlich, dass wir sie keinmal auf einer Toilette sehen… – so etwas gibt es aber als Auftakt der letzten Produktion über die ich heute schreibe, der ITV-Serie THE GOOD KARMA HOSPITAL:

Unter der Dusche: Dr. Ruby Walker (Amrita Acharia)

Die junge Ärztin Ruby Walker sitzt am Anfang der 1. Folge auf einer Personaltoilette in einem englischen Krankenhaus, es gibt kein Klopapier und sie nimmt stattdessen eine rumliegende Zeitschrift, als ihr Blick auf die Anzeige eines schicken Krankenhauses in Indien fällt („Kolleg/innen! Wollt Ihr gerne im wunderschönen Indien arbeiten?“). Das erscheint ihr wie die Lösung ihres Problems, einer gescheiterten Beziehung, und sie entschließt sich, in Indien zu arbeiten. Anders als geplant landet sie nicht in dem schicken Privatkrankenhaus sondern im „cottage hospital“ The Good Karma Hospital, einem kleinen regionalen, staatlichen Krankenhaus, das von der resoluten Engländerin Dr. Lydia Fonseca (Amanda Redman) geleitet wird. Die Duschszene stammt aus der vierten Folge, genaugenommen sind es zwei Duschszenen, die den Rahmen der Handlung bilden.
Die Folge beginnt damit, dass Ruby gänzlich in eine indische Soap (die sie offiziell sieht, um Hindi zu lernen) absorbiert ist, sie nimmt ihr Tablet überall hin mit, zum Yoga am Strand und sogar in die Dusche, die eine Art offene Duschkabine oder Verschlag in ihrem Garten ist. Allerdings funktioniert sie nicht, es kommt kein Wasser.
Ruby geht also ungeduscht (mit ihrem Soap-Tablet) ins Krankenhaus, wo sie Vicky Martin (Sarah-Jane Potts) begegnet, einer britischen Touristin, die als Patientin ins Krankenhaus gebracht wird, und sich als erstes übergibt. Im Anschluss trifft Ruby Klinikleiterin Lydia Fonseca:

  • Ruby: Außerdem funktioniert das Wasser in meinem cottage immer noch nicht…
  • Lydia: Das hab ich schon veranlasst. Sind sie sicher?
  • Ruby: Ich hab mit Parfüm geduscht. Schon wieder.
  • Lydia: Ist das echt Parfüm? Ich dachte es ist Erbrochenes.
  • Ruby: Es ist nur so, dass ich jetzt schon eine Woche warte.
  • Lydia: OK, ich werde mit ihnen reden. Obwohl, ehrlich gesagt, das ist wie eine Herde Katzen mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom hüten.
  • Ruby: Es geht doch immerhin um eine Grundversorgung.
  • Lydia: OK, Beschwerde ist angekommen, ich kümmer mich drum. Als nächstes wollen Sie wohl auch noch Gehalt haben.

Der Dusch-Hygiene-Bogen zieht sich durch die ganze Folge und auch den Subplot, in dem es um Rubys Auseinandersetzung mit und ihre Annäherung an Indien geht (sie hat eine englische Mutter, ihr Vater stammt aus Mumbai und verließ kurz nach Rubys Geburt die Familie. Dies ist ihr erster Aufenthalt).
Die eingangs erwähnte englische Patientin Vicky war nach Indien gekommen, um sich eine Niere zu kaufen, es kam aber kurze Zeit später zu Komplikationen mit dem neuen Organ, deshalb landet sie im Krankenhaus und verschweigt zunächst den wahren Ursprung der Niere. Vicky ist sauer, denn sie hat ja für eine funktionierende Niere bezahlt, und überhaupt sind ihr das Land und die Menschen zu dreckig und alles Lügner. Ruby will sie untersuchen:

  • Vicky: Bleiben Sie mit ihren ekligen Händen von mir weg!
  • Ruby: Tut mir leid.
  • Vicky: Keiner von Ihnen darf mich anfassen!

Etwas, das ihr indischer Kollege Dr. Gabriel Varma (James Krishna Floyd) mit „Du hast Dich bei ihr entschuldigt. Sie hat dir verboten sie anzufassen und du hast Dich bei ihr entschuldigt?“ kommentiert. Durch die Begegnung mit Vicky ausgelöst setzt sich Ruby mit dem jahrelang in England schweigend erlebten Rassismus auseinander und nähert sich Indien an, das vielleicht „ihr Land“ werden kann.
Am Ende geht sie zurück zu ihrer Gartendusche und ja! Das Wasser sprudelt. Sie spritzt freudig ein bisschen herum und stellt sich so wie sie ist unter den Wasserstrahl, zieht ihr Kleid aus, duscht in Unterwäsche, Abblende. Später sitzt sie in ihrem Garten, guckt kurz in ihre Facebooktimeline und dann zufrieden ihre indische Soap weiter. Und ist nicht mehr die, die sie am Morgen war.

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Letztens wollte ich im Drogeriemarkt ein Duschgel kaufen. Die ca. 50 verschiedenen Sorten für Frauen waren allesamt pflegend, entspannend oder verwöhnend. Ich suchte eigentlich was mit aktiv und Energie und Wachwerdenammorgen oder Sport. Das gab es aber nur für Männer. Warum braucht Duschgel eigentlich eine Geschlechtszuweisung?
Das Wochenende an dem ich die vier Filme sah und diesen Artikel anfing, liegt mittlerweile schon ein paar Wochen zurück. Die meisten der Filme und Serienfolgen stehen vermutlich  nicht mehr in den Mediatheken, aber es gibt ja DVDs und Streamingangebote.

BEAU SÉJOUR (deutsch: ZIMMER 108)
Serie, Staffel 1 Folge 1 von 10, belgische Premiere 1.1.2017, deutsche Premiere 2.3. auf arte

div. Preise, u.a. Séries Mania Festival Publikumspreis
Produktion: De Mensen, Zaventem / Belgien für Chanel Eén, 2017
Regie: Nathalie Basteyns, Kaat Beels
Drehbuch: Bert Van Dael, Sanne Nuyens, Benjamin Sprengers, Kaat Beels, Nathalie Basteyns
Produzent/in: Saskia Verboven, Marikjke Wouters, Pieter Van Huyck
Besetzung: Lynne Van Royen, Inge Paulussen, Jan Hammenecker, Kris Kuppens, Johan van Assche
Duschende: Kato Hoeven (Lynne Van Royen)
Trailer OmeU
Titelsong „Allien en verloaten“ von Mauro Pawlowski ist eine Adaption von „Alone and Forsaken“ von Hank Williams (lt. Info von Produktionsfirma DeMensen). Leider gibt es den flämischen Song nur in der verwendeten Kurzfassung, er ist nämlich sehr toll

BROADCHURCH
Serie, Staffel 3 Folge 1 von 6. Premiere 27.2.2017 ITV

Produktion: Kudos Film and Television in association with Shine America and Imaginary Friends for ITV. 2017
Regie: Paul Andrew Williams
Drehbuch: Chris Chibnail
Produzent: Dan Winch
Besetzung: David Tennant, Olivia Colman, Jodie Whittaker, Julie Hesmondhalgh
Duschende: Trish Winterman (Julie Hesmondhalgh)
Titelsong Ólafur Arnalds ft. Arnór Dan – Take My Leave of You

DIE SCHWALBE
Film. Premiere 23.1.16 Solothurn Filmfestival, TV Premiere 3.3.17
Produktion: Frame Film GmbH, Bern / Schweiz 2016
Regie: Mano Khalil
Drehbuch: Mano Khalil. Co: Daniela Baumgärtl, Daniel Casparis, Martina Klein, Michael Sauter
Produzent: Mano Khalil
Besetzung: Manon Pfrunder, Ismail Zagros
Duschende: Mira (Manon Pfrunder)
Trailer OmdU

THE GOOD KARMA HOSPITAL
Serie, Staffel 1 Folge 4 von 6. Premiere 26.2.2017
Produktion: Tiger Aspect Productions für ITV 2017
Regie: Bill Eagles
Drehbuch: Vinay Patel. Created by Dan Sefton
Produzent: Stephen Smallwood
Besetzung: Amanda Redman, Amrita Acharia, Neil Morrissey, Phyllis Logan, James Floyd, Darhsan Jariwalla, Sagar Radia
Duschende: Ruby Walker (Amrita Acharia)
Trailer

Nachtrag: ich möchte an dieser Stelle noch auf einen weiteren, sehr lesenwerten Artikel der Filmlöwin Sophie Charlotte Rieger hinweisen, der am 6. Juli 2018 erschienen ist: Hinschauen oder Wegsehen: vom Umgang mit sexualisierter Gewalt im Film.

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