SchspIN

Gedanken einer Schauspielerin

Geschafft! – I Did It!

In der Luft. 14. Mai 17
Heute geht es um erreichte und nicht erreichte Ziele, um Riga, eine internationale Konferenz von Filmfrauen in London und NEROPA.

Ziele verfolgen – We’re Running Up That Hill

Nächsten Monat ist es drei Jahre her, dass ich angefangen habe zu laufen, in der Vergangenheit habe ich schon mehrfach darüber gebloggt (Die Sache mit der Bavaria und den Schuhen, Und nach zwölf Wochen, Au weia ist das deutsch), und heute gibt es ein Update. Ich bin weiter gelaufen und nehme auch weiter an Laufwettbewerben und Volksläufen teil, meistens in der Langstreckendisziplin 5.000 m, aber auch ein paar mal über 10.000 m (u.a. mit Flughafenbezug: Elly Beinhorn-Lauf 2016 und Airport Night Run 2017). Letzten September hörte ich von einem tollen Laufwochenende in Riga, an dem neben Marathon auch Halbmarathon, 10.000 und 6.000 m gelaufen werden (und dazu noch ein Kinderlauf, da weiß ich grad die Strecke nicht). Die frühere Hansestadt und ehemalige Europäische Kulturhauptstadt Riga ist wunderschön, ich hatte das Glück, letztes Jahr dort zu drehen, da habe ich sie ein bisschen kennengelernt. Damals hatte ich auch eine Münze in die Daugava geworfen (das ist der Fluss, der durch die Stadt fließt), was bewirkt, dass man wiederkommt. Alles klar, ich habe mich also im Dezember für – Achtung! – den Halbmarathon angemeldet, mit der Option, nicht hinzufahren wenn was dazwischen kommt oder auf 10.000 m runterzustufen, wenn meine Vorbereitung nicht gut läuft. Allerdings hatte ich etwas unbedacht im Januar quasi öffentlich erzählt, dass ich den Halbmarathon laufen will, diese Aussage gibt es auf Film, das machte es für mich schon zu einer ziemlich ernsten inneren Verpflichtung (ist ja doof wenn Leute fragen: Wie war Dein Halbmarathon in Riga? Und Du sagst dann: Gut, ich hab ihn sogar in 10.000 m geschafft. Haha.)
Also habe ich mit einem 9-wöchigen Halbmarathon-Trainingsprogramm losgelegt (etwas verspätet, es blieben nur 6 Wochen) und mir folgende Ziele gesteckt, in dieser Reihenfolge:

Meine Halbmarathon-Ziele

  • im Ziel ankommen (21,1 km)
  • Durchlaufen, d.h. nicht zwischendurch gehen
  • unter 2 Stunden 15 Minuten bleiben

Und jetzt kommt die Sache mit den Zielen. Es gibt Ziele, die hängen nicht nur von meinem Willen und meinem Einsatz ab, z.B. eine Rolle in den nächsten Filmen von Agnes Jaoui und Sabu zu bekommen. Gerade als Schauspielerin, zumal als Schauspielerin über 40, bin ich ja ein bisschen Spielball der teilweise widrigen Gegebenheiten (erwähnte ich schon, dass ab 40 die Rollen für Schauspielerinnen rapide abnehmen?).
Und das ist dann wiederum so schön an Dingen wie Laufen: es liegt nur an mir. Und es ist noch dazu ne tolle Sache, Laufen macht Spaß, es macht den Kopf frei, hilft beim Verarbeiten, Nachdenken und Planen, gibt Energie, Du bist an der frischen Luft und und und. Aber egal. Um es kurz zu machen:

Meine Halbmarathon-Bilanz

Ich habe am am 14. Mai am Halbmarathon teilgenommen. Und:

  • Ich bin angekommen.
  • Ich bin durchgelaufen (auch bei den Wasserstopps).
  • Und ich bin unter 2 Stunden 15 min geblieben (in 2 Stunden 5 Minuten 34,1 Sekunden).

Was ich am Laufen und an Laufwettbewerben außerdem klasse finde sind diese spontanen 10-Minuten-Freundschaften unter Lauf-Kolleg/innen. Du triffst Dich im Bus, in der Schlange vor der Registrierung oder Kleiderbeutelabgabe oder sonst wo, kommst ins Gespräch, freust Dich gemeinsam, gibst bzw. holst Dir Tipps, niemand interessiert Dein Alter und was Dein Beruf ist, ob du Geld hast oder nicht, niemand will Dir etwas wegnehmen, Ihr seid keine Konkurrenz, denn im Lauf zieht Ihr Euch gegenseitig, und wenn Ihr gleichschnell im Ziel ankommt habt Ihr eben einfach die gleiche Zeit (Filmbranche: wenn Ihr gleich gut und gleich geeignet für eine Rolle oder eine Teamposition seid, kann es am Ende doch nur eine/r werden). Und die allerallerallermeisten die laufen haben gute Laune. In Riga – wie natürlich bei allen größeren Laufevents – war es dazu noch sehr international, es haben Menschen aus 65 Nationen teilgenommen. Was auch schön war: der Marathon und Halbmarathon starteten gleichzeitig und liefen große Teile der Strecke gemeinsam – nur dass die Marathonleute länger liefen (damit meine ich eher weiter: der schnellste Mann und die schnellste Frau liefen knapp über meiner Zeit auf der doppelten Strecke!)

Und was ist mit dem Relaunch?

Ein anderes Ziel, dessen Erreichen nur in meiner Macht gelegen hat, war endlich die Überarbeitung und Neugestaltung der NEROPA-Webseite abzuschließen. Das wollte ich ja ursprünglich schon zur Berlinale erledigen, und jetzt auf jeden Fall noch vor Riga schaffen, denn – und ich schreibe dies gerade im Flugzeug von Riga nach London – ich bin eingeladen, NEROPA auf einer Konferenz vorzustellen, die Women in Film and TV WFTV UK gemeinsam mit dem Britischen Filminstitut BFI durchführt.

 

Making a Difference

Die WFTV UK Making A Difference Conference ist eine eintägige Konferenz, die sich mit erfolgreichen Geschlechtergerechtigkeitsinitiativen für Film und Fernsehen weltweit beschäftigt (A one day conference looking at best practice in gender equality initiatives in film and TV around the world). Sie findet am Mitteltag eines dreitägigen Treffens von Women in Film and Television International (WIFTI) Filmfrauen aus aller Welt, sprich: aus den anderen WIFTI Chapters, statt.

Die Panels:

  • Session One – What are organisations in UK doing to help?
  • Session Two – What gender equality initiatives are happening around the world?
  • Session Three – Get Active – how grass roots activism can make a difference.
  • Session Four – What helped me. Women tell us who/what has helped them in their careers.
  • Session Five – The way forward: what can we do together, in our own groups, as individuals?

Dazu wird es noch Eröffnungs- und Abschlussansprachen geben und Pausen und Drinks am Abend zum Netzwerken. Ein vielseitiges Programm, und auch andere Nicht-WIFTI-Mitglieder sind eingeladen, wie zum Beispiel Jean Rogers und Flip Webster von Equity Women, Polly Kemp von ERA, und Natalie Wreyford von der Universität Southampton, die an der Calling The Shots-Studie mitarbeitet, und mit der ich bislang nur digitalen Kontakt hatte.

Die NEROPA Webseite

Leider habe ich dieses Ziel noch nicht erreicht, die Webseite ist zwar größtenteils, aber ein paar Unterseiten noch nicht ganz fertig, und den Videoclip zu NEROPA gibt es bislang auch nur in der englischen Fassung (Ihr seht, das ist für London). Egal. Die Seite ist jetzt online, responsiv und bilingual. Schaut mal vorbei (weiterhin unter http://neropa.stieve.com/) und klickt Euch durch, jetzt und dann noch mal in ein, zwei Wochen, dann steht hoffentlich auch der Rest.

Ich bin glücklich, dass mein Besetzungstool NEROPA auch international Anerkennung findet und freue mich über die Möglichkeit, es Filmfrauen außerhalb von Deutschland vorstellen zu dürfen. Und ich bin gespannt auf die umfangreiche Konferenz, auf das Wiedersehen mit alten Bekannten (siehe SchspIN in London) und Kennenlernen von spannenden neuen Leuten.

Epilog

Variiert die Quellen Eures Selbstwertgefühls.
Anne Morrison, stellv. Vorsitzende der Britischen Akademie für Film- und Fernsehkünste BAFTA

Gerade wenn Ihr Euch zum Beispiel beruflich in einer sehr fremdbestimmten Situation befindest, mach doch einfach etwas wie Laufen – wo sonst kriegt Ihr als Erwachsene coole Medaillen und vor allem die Zufriedenheit, Eure Grenzen zu testen und Euren Horizont zu erweitern? (ich erwähnte die vielen Menschen, denen ich begegnet bin: auch sehr anregend, wenn Ihr z.B. schauspielt oder Drehbücher schreibst).
Eigentlich wollte ich auch noch erwähnen, dass es beim Laufen gleiche Preisgelder für Frauen und Männer gibt – #EqualPay – aber das war in Riga glaube ich nicht ganz der Fall, wie die Symbolschecks für die zweiten Plätze auf den Fotos zeigen. Aber vielleicht war das auch nur ein Schreibfehler.

Diesen Text habe ich etwas verspätet veröffentlicht.

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