SchspIN

An Actress's Thoughts

„Ich möchte keine Filme mehr…“ – “I don’t want any more films…”

Jana Dolan del blog 500 dias de cine con ella me hizo una entrevista que fue publicada hace unas semanas en castellano con el título “No quiero más películas en las que solo los hombres actúan y las mujeres acompañan, aman y están guapas.” léela aquí (clic).
Me han permitido publicar la entrevista en alemán e inglés en SchspIN, y eso hago hoy. Muchas gracias a Madrid!
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English Version follows German.

Letzten Herbst wurde ich ich von Jana Dolan angeschrieben, die mich um ein Intervew für das spanische Blog 500 dias de cine con ella bat. Dieses Interview erschien dann vor ein paar Wochen unter dem Titel “No quiero más películas en las que solo los hombres actúan y las mujeres acompañan, aman y están guapas.”. Hier findet Ihr es: (klick!)
Ich bekam freundlicherweise die Erlaubnis, das Interview auch auf Deutsch und Englisch in SchspIN zu veröffentlichen. Vielen Dank dafür nach Madrid! Und herzlichen Dank an Jana Dolan für die anregenden, teilweise nicht so einfach zu beantwortenden Fragen.

Jana Dolan schreibt zum Hintergrund:

500 dias de cine con ella ist ein Blog, das sich mit Film und Fernsehen beschäftigt und dabei besonders auf die Rolle von Frauen vor und hinter der Kamera achtet. Dabei geht es uns nicht von vornherein darum, diese Rolle automatisch zu kritisieren. Wir wollen die Filmwelt vielmehr aus einer Perspektive heraus beobachten, die unserer Meinung nach bisher zu kurz gekommen ist.
Die Idee dazu ist im vergangenen Jahr, während eines Seminars an der Uni in Madrid entstanden. Zu der Zeit habe ich dort mein Auslandssemester verbracht.
Als filmbegeisterte Studentin aus Berlin sehe ich nicht nur unheimlich gerne Filme. Mir ist es auch wichtig, den gesellschaftlichen Kontext, in dem sie entstehen, zu verstehen und zu hinterfragen.

500dias

„Ich möchte keine Filme mehr, in denen nur die Männer agieren und die Frauen begleiten und lieben und schön aussehen“

An wen richten Sie sich mit Ihrem Blog SchspIN – Gedanken einer Schauspielerin?

An Leute aus der deutschen und internationalen Film-, Fernseh- und Medienbranche. Und zusätzlich natürlich an alle, die sich für meine Themen interessieren, es geht jauch nicht nur um Film. Neue Abonennt/innen sind jederzeit herzlich willkommen!

Weshalb schreiben Sie Ihr Blog zweisprachig?

Das Schwerpunktthema meines Blogs ist die Situation von Frauen vor und hinter der Kamera in deutschen und internationalen Film- und Fernsehproduktionen. Die Phänomene die ich untersuche und die Aspekte über die ich schreibe sind universell, und es erleichtert natürlich den Austausch und internationalen Diskurs, wenn meine Texte neben Deutsch zumindest in einer weiteren Sprache vorliegen. Die Menschen, die mein Blog besuchen und Texte anklicken kommen überwiegend aus Deutschland, aber jeden Tag sind auch welche aus anderen, nicht-deutschsprachigen Ländern dabei. Also war die Entscheidung damals vor zwei Jahren, also ich anfing zu bloggen, die richtige. Ich stehe beispielsweise auch in Kontakt mit einer Bloggerin in Neuseeland (Marian Evans: Wellywood Woman), wir haben schon Texte ausgetauscht und überkreuz veröffentlicht. Und die Leser/innen dieses Interviews, die vielleicht hinterher mein Blog besuchen, verstehen vermutlich auch eher Englisch als Deutsch.

Was ist für Sie Gleichberechtigung?

Vereinfacht gesagt ist sie der Zustand, wenn Frauen nicht mehr benachteiligt werden.

Lässt sich Gleichberechtigung in Zahlen ausdrücken oder ablesen?

Statistiken sind sicher hilfreich, zum Beispiel wenn der Stand der Gleichberechtigung in verschiedenen Ländern verglichen werden soll, durch Zahlen zu Schulbesuch, Schulabschlüssen, Berufsausbildung, Gehältern usw., aber das sind natürlich nur Teilaspekte. Nehmen wir mal die Neugeborenenstatistiken. Wenn aufgrund der Möglichkeiten von pränataler Diagnostik das Geschlecht eines Embryos schon frühzeitig festgestellt werden kann, und Kinder eines Geschlechts häufiger abgetrieben werden, in welchen veröffentlichten Statistiken wäre das zu finden? Und wer interpretiert das?
Oft sind die Zahlen auch quasi da, aber sie werden nicht wirklich wahrgenommen. Zum Beispiel das Männerübergewicht auf den Besetzuntgslisten. Wir sehen ja die Männer und Frauen, aber wir zählen natürlich nicht nach. Es ist bei uns so normal, im Fernsehen – ob fiktional oder nicht –wesentlich mehr Männer als Frauen zu sehen, und weil eben beide Geschlechter vorkommen halten wir das viel häufiger für ausgeglichen, als er in Wirklichkeit ist. Ich bekomme immer wieder erstaunte Rückmeldungen von Leuten, die in meinem Blog die Auswertungen von Filmgruppen lesen, wo dann 1,7 oder 2 oder 2,5 mal so viele Männer wie Frauen mitspielten. Es ist natürlich völlig in Ordnung, wenn ein Film überwiegend oder sogar nur von Männern und Jungen handelt. Aber es sollten dann auch Geschichten über Frauen und Mädchen erzählt werden, und Geschichten mit allen Geschlechtern, so dass es am Ende des Tages relativ ausgeglichen ist, so wie in der Gesellschaft auch. Aber das gibt es leider nicht in gleichem Maße in Filmen und Serien.
Statistiken zur Situation hinter der Kamera, d.h. Drehbuch, Regie, Kamera, Produktion, Kostüm und so weiter, sind ähnlich wichtige Indikatoren, weil sie Missverhältnisse aufzeigen. Und je mehr diese Zahlen verbreitet werden, umso dringlicher und auch wahrscheinlicher wird es, dass über Gegenmaßnahmen nachgedacht und gesprochen werden kann. Der Ist-Zustand, also dass filmische Geschichten überwiegend von Männern erzählt und geschrieben und die Haupt- und Nebenrollen mehrheitlich von Männern gespielt werden, das ist nicht nur eine Benachteiligung weiblicher Filmschaffender in ihrer Arbeitswelt, ihrer Branche, sondern hat auch weitreichende Auswirkungen auf das Publikum, auf die ganze Gesellschaft.

Sie kommen in Ihren Statistiken zu ziemlich ernüchternden Ergebnissen, was die Präsenz von Frauen im deutschen Filmgeschäft angeht. Haben Sie eine Vermutung darüber, welche Gründe es hat, dass Frauen, vor allem in den oberen Etagen der Film- und Fernsehproduktion immernoch so deutlich unterrepräsentiert sind?

Ich kann die Frage nicht wirklich beantworten.
Die oberen Etagen, sind das jetzt beispielsweise die Filmproduzent/innen, Intendant/innen, Redakteur/innen, oder die Hauptverantwortlichen der einzelnen Gewerke / Heads of Departments? Generell sind Frauen weltweit in der Filmbranche ziemlich im Hintertreffen. Aber das gilt ja für sehr viele künstlerische und technische Branchen. Und für die Politik. Und die Wirtschaft. Also ist es ein strukturelles, gesellschaftliches Phänomen und Problem.
Nicht ohne Grund hat die Bundesregierung gerade eine Genderquote für Aufsichtsräte beschlossen, und gibt es Gruppen wie Pro Quote Medien, Pro Quote Medizin, Pro Quote Regie, bei denen es auch um die Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen geht. Oder die Initiative feministischer Wissenschaftlerinnen für eine soziale geschlechtergerechte und offene Gesellschaft. Aber Deine Frage ist ja, warum das so ist. Wollen die Führungsmänner keine Frauen in ihren Reihen haben? Werden Führungsfrauen, also auch z.B. Regisseurinnen, nicht von allen Untergebenen, d.h. den anderen am Set, akzeptiert? Werden sie nicht genauso gefördert wie Regisseure, werden sie tatsächlich von Entscheider/innen, also beispielsweise von Redakteur/innen und Produzent/innen, eher ignoriert? Oder trauen sich Frauen zu wenig zu? Wollen sie gar nicht so gerne nach oben? Sind das individuelle Probleme oder liegt es (auch) an der gesellschaftlichen Gesamtsituation, an der Erziehung, an fehlenden Vorbildern im realen Leben und in Film, TV und Literatur?
Ich habe Ende 2014 die Genderverteilung in den Vorständen von 17 Filmverbänden untersucht (Wer vertritt hier wen: Teil 1 – Die Filmverbände), also deren oberen Etagen. Das war kurz nach dem Beschluss der Genderquote für Aufsichtsräte. Die Gewerke sind recht unterschiedlich, es gibt ausgeglichenere, und es gibt typische Frauen- und typische Männergewerke. Auch die relative Repräsentanz der Geschlechter in den Vorständen ist verschieden. Der Regieverband BVR beispielsweise mit ca. 570 Mitgliedern, davon 3/4 Männer, hat seit 2014 einen Vorstand aus 4 Frauen und 5 Männern und gerade einen Diversitätsbericht vorgelegt. Der Schauspielverband BFFS hat einen Vorstand aus 6 Männern und 1 Frau (wobei diese zZt. einige Monate pausiert), und hat in Bezug auf die Situation von Schauspielerinnen noch fast nichts unternommen. Warum fanden sich keine weiteren Kandidatinnen, wo doch im Verband gut die Hälfte der über 2.500 Mitglieder weiblich ist? Sind Schauspielerinnen einfach unpolitischer oder ängstlicher und schlechter organisiert – es könnten ja z.B. drei als Team kandidieren – oder sind die Vorstandsmänner dominanter und lassen ungern Frauen in ihre Kreise? Sind demgegenüber Regisseurinnen aufgrund ihres Berufs entschlossener und engagierter? Sie müssen ja immerhin in einer Filmproduktion Entscheidungen treffen und gegenüber allen durchsetzen. Wer weiß.
Das heißt, warum Frauen in der Filmbranche in den oberen Regionen so wenig präsent sind kann ich nicht wirklich erklären, es gibt da einfach zu viele Faktoren. Aber dass es im 21. Jahrhundert überhaupt noch so ist, das ist schon ein Trauerspiel.

Wie sieht denn das Feedback zu Ihrer Arbeit zu diesem Thema aus? Haben Sie das Gefühl, dass es ein Interesse daran, möglicherweise auch außerhalb der Branche selbst, gibt?

Aus der Branche kriege ich schon öfters positives Feedback. Zumindest weiß ich, dass mein Blog wahrgenommen und auch gelesen wird, und dass Menschen dadurch Informationen bekommen, die ihnen sonst nicht unbedingt zur Verfügung stehen. Insofern ist es gut, wenn das Blog bekannter und gelesen wird. Das heißt nicht, dass mir alle zustimmen müssen, aber vielleicht können sie ja so besser einen eigenen Standpunkt entwickeln. Ein Beispiel: ich glaube es gibt immer noch viel zu viele Schauspielerinnen die an sich und ihren Fähigkeiten zweifeln, weil sie so wenig Arbeit bekommen. Wenn sie dann erst einmal schwarz auf weiß oder rosa-hellblau auf weiß sehen wie die Rollenlage aussieht, kann das vielleicht ja sogar befreiend sein, und sie dazu bringen, sich im Verband, in der Gewerkschaft oder sonst wie gegen den Status Quo zu engagieren. Das gilt natürlich genauso für die Männer, ich glaube nicht, dass alle mit diesem unnatürlichen Fernsehprogramm, das Frauen zu Randfiguren oder zumindest zu einer Minderheit macht, glücklich sind, oder mit einer Branche, die Frauen stark benachteilt.
Und außerhalb der Branche? Letztes Jahr habe ich beispielsweise bei der Re:publica und in der Akademie der Künste einen Vortrag gehalten, und auch da war das Interesse sehr groß. Was ich schade finde: es wird leider bisher in meinem Blog nur wenig kommentiert und diskutiert, aber das wird hoffentlich noch, mein Blog ist ja gerade mal zwei Jahre alt.

Heutzutage sind die Mainstreamfilme, sowohl im Fernsehen als auch im Kino doch besonders durch eine Quote bestimmt – die der Besucherzahlen. Sie weisen in einem Ihrer Artikel darauf hin, dass Frauen bei Kommerzfilmen noch weniger an deren Herstellung beteiligt sind, als bei Kunstfilmen. Heißt das, dass das Publikum kein Interesse an Filmen hat, bei denen Frauen die Führung hinter der Kamera übernehmen?

Zum einen müssen wir die Besuchszahlenquote im Kino, d.h. die Zahl der tatsächlich verkauften Eintrittskarten von der sogenannten Einschaltquote unterscheiden, die ja nur eine Hochrechnung von ziemlich dubios erhobenen Stichprobendaten ist.
Warum sich jemand für einen Kino- oder Fernsehfilm entscheidet, hängt natürlich mit dem Interesse zusammen – aber auch mit Zufall, mit dem Angebot, d.h. läuft der Film überhaupt in meiner Stadt bzw. bei mir in der Nähe, mit der Werbung und Berichterstattung im Vorfeld, mit dem Sendeplatz (hab ich zufällig die Sendung davor gesehen und lass den Fernseher an), mit dem Programm der anderen Sender, also was läuft parallel. Wobei natürlich in digitalen Zeiten viel mehr zeitversetzt im Fernsehen geguckt wird, Stichwort Mediatheken.
Was die Regisseurinnen betrifft: unter den Top 20 Kinofilmen ist der Frauenanteil höher als unter den Top 100. D.h. ihre Filme sind nicht unbedingt soo unattraktiv für das Publikum, aber Regisseurinnen drehen einfach weniger, und vor allem Filme mit niedrigeren Budgets. Das ist leider weltweit so, die teuren Projekte werden an Männer vergeben, womit wir wieder bei den Produzent/innen wären. Und bei der Filmförderung, es werden ja bei uns deutlich weniger Filme von Regisseurinnen gefördert, dann gibt es logischerweise auch wieder weniger, für die sich das Publikum entscheiden kann. Und was wir auch nicht vergessen sollten: ganz oft weiß das Publikum tatsächlich nicht, wer die Regie gemacht hat. Klar gibt es Leute die gehen ins Kino, weil sie den neuen Film von Jean-Pierre Jeunet oder Woody Allen oder Margarethe von Trotta sehen wollen. Aber ich vermute, dass eine Mehrheit der Filme nach dem Inhalt ausgewählt wird, oder nach dem Titel. Wer HANNI UND NANNI 3 oder den 23. JAMES BOND oder TATORT oder TATORTREINIGER guckt, der entscheidet nicht für oder gegen die Regisseur/innen. Womit wir wieder bei der Frage wären, was Frauen inszenieren (dürfen). TATORTE hatten 2013 und 2014 nur 5,6 % bzw. 9,1 % Regisseurinnen, die drei HANNI UND NANNI-Filme wurden von Frauen inszeniert, die JAMES BOND-Filme soweit ich weiß nur von Männern, und bei allen 13 Folgen des TATORTREINIGERS führte Arne Feldhusen Regie.

Sie unterstützen die Initiative Pro Quote Regie, die unter anderem eine Geschlechterquote bei der Vergabe von Regieaufträgen im Fernseh- und Filmbereich fordert. Weshalb braucht Deutschlands Filmbranche eine Frauenquote?

Ja, ich habe den Aufruf unterschrieben. Die Frauenquote ist in erster Linie ein Signal, ein Hinweis auf einen Missstand, und natürlich eine Messgröße. Die wichtigste Forderung der Pro Quote Regisseurinnen ist für mich ihre erste, die „umfassende soziologische Studie zu Werdegang und beruflicher Situation von Regisseurinnen, sowie zur Vergabepraxis von Sendern und Fördergremien unter Gendergesichtspunkten“.
Was ich fast schon wieder lustig fand an Reaktionen war übrigens folgende: Pro Quote Regie stellt ja eine 3-Schritte-Quotenforderung auf, 30% Regisseurinnen in 3 Jahren, 42 % in 5 Jahren und 50 % in 10 Jahren. Die 42 % kommen daher, dass das der Frauenanteil unter den Filmschulabsolventinnen im Fach Regie der letzten Jahre war. Naja, und dann haben sich tatsächlich Leute über die 50 %-Forderung aufgeregt, weil das ja mehr ist als dem Frauenanteil im Regiefach entspricht. Aber heute liegt z.B. in Deutschland der Männeranteil in der Fernsehregie deutlich höher als in der Regie allgemein, nur, wen stört das?

Kann eine Quote allein die gewünschten Veränderungen bringen? Gäbe es Alternativen oder was müsste noch getan werden, um Gleichberechtigung in Bezug auf das Geschlecht in der Filmbranche zu erreichen?

Ich denke der erste Schritt ist ein verändertes, wachsendes Bewusstsein. Also überhaupt erst einmal wissen, wie viele oder wie wenig Frauen in öffentlich-rechtlichen Fernsehen Regie führen (dürfen), und eben auch, woran das liegen kann. Der Bundesverband Regie hat wie gesagt kürzlich auf Beschluss seiner Mitglieder hin einen Diversitätsbericht anfertigen lassen über die Primetimesendungen in ARD und ZDF der letzten 4 Jahre, 2010 bis 2013. Und was kam raus? 11 % der Sendeminuten (nur 11 %!) waren von Regisseurinnen, 89 % von Regisseuren. Und bei mehr als 50 % Serienformate ist in dem Untersuchungszeitraum nicht eine einzige Folge von einer Frau inszeniert worden. Diese Serien sind in dem Bericht aufgelistet. Ist das den Sendern bewusst? Den Verantwortlichen bei den Produktionsfirmen? Den Intendant/innen? Den Mitgliedern von Rundfunk- und Fernsehräten? Ich glaube nicht. Es gibt ja Quote oder Proporz oder wie wir das jetzt nennen wollen in ganz vielen gesellschaftlichen Bereichen. Und ich denke, dass das da auch zu Veränderungen geführt hat. Nehmen wir mal die Partei Die Grünen. Als sie anfingen für die Parlamente zu kandidieren hatten sie mehrere Grundregeln. Eine davon waren geschlechterparitätisch besetzte Listen, und geschlechterparitätisch verteile Posten. Das wurde belächelt und kritisiert und angegriffen, aber Jahrzehnte später ist der Frauenanteil bei den Grünen unter Abgeordneten und auch bei den Posten wohl immer noch der höchste, und das mit der paritätischen Liste hat sich auch auf andere Parteien ausgewirkt. Der Frauenanteil in den Parlamenten und auch bei Ministerien steigt kontinuierlich an.

Warum setzen Sie sich gerade in der Filmbranche für ausgeglichene Geschlechterverteilung ein?

Das ist die Branche, in der ich arbeite. Ich bin ja Schauspielerin, also geht mein Blick zuerst auf die Rollen, die Drehbücher, auf das, was vor der Kamera passiert. Und da herrscht eben – nicht nur in Deutschland – das, was ich Retro Reality nenne: grob doppelt so viele Männerrollen, ein deutliches Veschwinden von Frauenrollen ab 40, antiquierte Geschlechterstereotype und Schmonzettisierung. Aber im echten Leben sind wir doch von Männern und Frauen umgeben, in allen Altersgruppen, Ethnien, Aussehen und so weiter, in den verschiedensten Situationen und Berufen. Klar, Frauen sind weiterhin gesellschaftlich benachteiligt, aber doch nicht weggeschlossen. Also muss es sie auch auf der Leinwand und im TV geben.
Das, was wir in Kino und Fernsehen sehen, beeinflusst auch unsere Sicht auf uns selber und die Gesellschaft, auf unser Leben, unsere Wünsche und Träume. Im besten Fall bekommen wir neue Ideen und Anregungen und Ermutigung zu sehen. Und da sollte natürlich für alle was dabei sein, für Frauen und Männer, Jungen und Mädchen. Und deshalb möchte ich keine Filme mehr, in denen nur die Männer agieren und die Frauen begleiten und lieben und schön aussehen.

English Version

Last autumn I was contacted Jana Dolan who wanted to interview me for the spanish blog 500 dias de cine con ella. This interview was published a few weeks ago under the title “No quiero más películas en las que solo los hombres actúan y las mujeres acompañan, aman y están guapas.”, here you can read it (click!). Fortunately I was given permission to publish the interview in German and English on SchspIN, many thanks for that to Madrid! And a big thank you to Jana Dolan for the inspiring, at time not easy to answer questions.

Here Jana Dolan explains the background:

500 dias de cine con ella is a blog dealing with film and television, paying special attention to the part women play in front of and behind the camera. We don’t want to criticize this role automatically. Rather we want to look at the world of film from a perspective that has been missed out too much so far.
This idea originates from a seminar at the University of Madrid where I spent a semester abroad.
As a film enthusiast student from Berlin I am very fond of watching films. But it also important for me to understand and question the social context from which they originate.

 

500dias

“I don’t want any more films where only the men act and the women only accompany them and love and look beautiful”

Whom are you addressing with your Blog SchspIN – Gedanken einer Schauspielerin / An Actress’s Thoughts?

People from the German and international film, television and media industry. And on top of that of course everybody who is interested in my topics, which are not only about film. New subscribers are always welcome!

Why do you publish your blog bilingually?

The main focus of my blog is on the situation of women in front of and behind the camera in German and international film and television productions. I am investigating universal phenomena and write about universal aspects, so of course exchange and international discourse are much easier if my texts are not only available in German but at least in one other language. Most readers (or clicks) of my blog are from Germany, but every day there are visitors from non-German speaking countries. So I guess my decision two years ago when I started blogging was the right one. And also I have contacts abroad, for example to a blogger in New Zealand (Marian Evans: Wellywood Woman), we have already exchanged texts and and had cross-over publications. And the people that read this interview (in 500 dias del cine con ella) and who possibly visit my blog afterwards will probably understand English better than German.

How would you define equality?

Simplified you could say it is the situation when women are no longer disadvantaged.

Is it possible to express equality with numbers or read equality from numbers?

Of course statistics can be helpful, for example when you want to compare the state of equality in different countries, through numbers / statistics on school attendance, graduations, professional education, wages etc, but these are only some aspects. Let’s take the birth statistics. If through the possibilites of prenatal diagnostics it is possible to determine the sex of an embryo much earlier and children of one sex are aborted far more frequently, in which published statististics would we find this? And who will be interpreting them?
Very often the numbers are virtually there but they are not ackknowledged. Take the male majority of casting lists for example. We do see the men and women on screen, but of course we don’t count, we don’t check. Here in Germany we are so used to seeing far more men than women on TV, both in fictional and non-fictional programmes, and since we see both genders we regard it as balanced far more often than it really is.
From time to time I get quite astonished reactions from people that are quite astonished when they read my evaluations of film groups with 1,7 or 2 or 2,5 times more male than female characters. Of course it is perfectly alright if a film has a majority of male parts or if it only tells the story of men and boys. But then also stories should be told of women and girls, and stories with all genders, so that the numbers are even by the end of the day, like they are in society. But we do not yet see this in films and series.
Statistics on the situation behind the camera, i.e. script, directing, camera, production, costume design and so on, can be important indicators because the show discrepancies. And the more these numbers get spread the more important and also the more probably it gets to think and talk about countermeasures. The current status, where cinematic and TV stories are predominantly told and written by men and where the leading and supporting roles are mainly played by men – that is not only a discrimination of female film makers in their working environment, it also has extensive effects on the audience, on society as a whole.

With your statistics you come to quite disillusioning results as far as the presence of women in the German filmindustry is concerned. Can you make an educated guess what might be the reasons why women are still so clearly underrepresented in the higher levels of film and television productions?

I can’t really answer that question.
The higher levels, would that be film producers, directors, commissioning editors, or the people in charge in the different divisions, the heads of departments? Generally women are at a disadvantage in film industries all over the world. But that can we said about quite a few artistic and technical industries. And about politics. And economics. So it is a structural, a social phenomenon and problem.
There is a reason why the German government has just decided on a gender quota for governing bodies of the major companies, and why there are groups like Pro Quote Medien, Pro Quote Medizin, Pro Quote Regie (Directing), who are dealing with the underrepresentation of women in leadership positions. Or let’s look at the Initiative of feminist female scientists for a social and gender-equitable society. But you are asking why this is so. Do men in charge don’t like women in their midst? Are female chief executives – and this would include female directors for example – not accepted by all subordinates, i.e. the others on a film set? Are they not supported or boosted in the same way male directors are, and is it really more likely that they are ignored by commissioning editors and producers? Or do women lack confidence? Don’t they want to get to the top? Would these be individual problems or do they (also) have to do with the general state of society, with education, missing role models in real life, in films, in television and in literature?
In late 2014 I investigated the gender distribution on the boards of 17 film associations and unions (18 Filmmakers’ Associations: Who is Representing the Members?), so that would be their higher levels. I did this just after the decision on the gender quota for the governing bodies. The film divisions have different situations, some are pretty evenly balanced, some are typical female others typical male crafts. The relative gender representation on the boards is quite different as well. For example, the directors’ union BVR with roughly 570 members, 3/4 male, has a board of directors of 4 women and 5 men since 2014, and they just recently presented their first diversity report. The acting union BFFS has a board of 6 men and 1 woman (and she is pausing for a few months at the moment), and has hardly done anything related to the situation of actresses so far. Why were no female candidates to be found in a union where just over half of the 2,500 members are female? Is it because actresses are less political or more afraid or less organized – e.g. three could stand for election as a team – or are the male board members more dominant and don’t really accept women in their circles? Are female directors on the other hand more strong-willed and committed? In a film production they have to take decisions and enforce them against all others. Who knows.
So I cannot really explain why women are less present in the higher levels of the film industry, there are simply too many parameters. But that we still have this siuation in the 21st century is quite tragic.

What sort of feedback do you get for your work on this topic? Do you think people are interested in it, possibly even people outside the industry?

I get positive feedback within the industry from time to time. At least I know that my blog is being noticed and also read, and that people take informations from it that they possibly would not get otherwise. So in that respect it would be good for my blog to be better known and read. That does not mean that everybody should agree with me, but maybe they can develop their own position better that way. Let me give you an example: I think there are still far too many actresses about that doubt themselves and their skills and talent because they have so little work.But if they read in black and white, or rather in blue and pink, what the situation of film and TV roles is like, then maybe this can even be liberating for them and get them to get involved, in an association, in a union or whereever and fight the status quo. It is the same for men of course. I don’t think they are all happy with our unnatural television programme where women are in the background or at least in a minorty, or with an industry that discriminates against women.
So what about feedback from outside the industry? Last year for example I gave talks at the Re:publica conference and at the Academy of Arts, and people were very interested. Much to my regret so far there are hardly any comments or even discussions by readers in my blog, but maybe this will increase in the future, after all, my blog is just over two years old only.

Today mainstream films on televions and in the cinemas are under the rule of another quota, that of the audience numbers. In one of your articles you point out that women are even less involved in the production of commercial films than in arthouse films. Does this indicate that the audience is not interested in films where women took the lead behind the camera?

First of all we have to distinguish between the audience quota in cinemas, which is the number of actually sold tickets, and the so-called TV- or audience ratings, which are an extrapolation of sample data that are collected in a quite dubious fashion.
The reasons why a person decides on seeing a cinema or television film are quite diverse, of course they are influenced by interest, but also by chance, by what’s on offer, i.e. is the film screened in my town or my neighbourhood in the first place, and also by advertising and reports on the film you get beforehand, for TV the slot of the screening has an influence (did I see the programme before the film and simply leave my TV on), then the programme of the other channels has an influence, i.e. what else is on. But of course in digital times television is watched delayed far more often as well, in the media centers of the channels for example.
As far as female directors go, the share of women is higher for the top 20 cinema films than for the top 100. So their films can’t really be so unattractive for the audience. But female directors simply make less films, and also films with lower budgets. This is something we see all over the world, the most expensive projects are given to men, so we have to look at the producers. And at the funding, far less films by women ared funded, so obviously far less films by women are on the market for the audience to see. And one thing we should keep in mind: very often the audience does not really know who directed a film. Of course there are people who specifically go to see the latest film by Jean-Pierre Jeunet or Woody Allen or Margarethe von Trotta. But I would guess that the majority of films are picked because of their content or title. People that go and watch HANNI UND NANNI 3 or the 23rd JAMES BOND Film or a TATORT or a TATORTREINIGER they don’t decide in favour of or against a director. Which leads us once again to the question what do women direct or waht are they allowed to direct. TATORTE(a series of 90 minute German cop films) only had 5,6 % and 9,1 % female directors in 2013 and 2014, the three HANNI UND NANNI-films had female directors, as far as I know all JAMES BOND films were directed by men, and all 13 episodes of the TATORTREINIGER were directed by male Arne Feldhusen.

You support the initative ProQuote Regie, who among other things demand a gender quota for the commissioning of directors’ positions in TV and cinema. Why does Germany’s film industry need a female quota?

Yes, I did sign their appeal. The female quota first of all is a signal, pointing to a nuisance, an imbalance, and of course it is a measurement category. What I regard as the most important demand of the Pro Quote female directors is their first, the “comprehensive sociological study on the career progression and professional situation of female directors as well as to the alloting praxis of broadcasting corporations and funding bodies under gender aspects.”
One thing that was funny in a way about reactions to their initative is this: Pro Quote Regie sets up their quota demands in three steps: 30 % female directors in 3 years, 42 % in 5 years and 50 % in 10 years. The reason for the 42 % is that this number indicates the share of women among film school graduates in directing in Germany in the last years, Well, and then there were these people that actually got worked up about the fact that the 50 %-demand comes to more than the share of women in directing. But today in Germany for example the share of men in directing is much higher than their share among all directors, but who is bothered by that?

Can a quota by itself lead to the desired changes? Are there any alternatives or what else needs to be done to reach gender equality in the film industry?

I think the first step would be a changed, growing awarenes. I mean to first of all really know how many or how few women are directing (or allowed to direct) in public television, and also, what could be the causes for that. As I already mentioned, the directors’ union BVR recently produced a diversity report, on basis of a decision by their members, where fictional prime time programmes in the two major German public channels ARD and ZDF between 2010 and 2013 were investigated. And what was the result? 11 % of all transmitted minutes (only 11 %!) were directed by women, 89 % by men. And for more than 50 % of all series investigated in those 4 years there had not been a single episode that was directed by a women. All these series are listed in the report. Are the channels aware of that? Are the people in charge at the production companies aware of that? The chairpeople of the TV companies? The members of the broadcasting commissions? I don’t think so. Of course we do have quotas or proportional representation, in many areas of society. And I think that has lead to changes. Let’s take the German Green Party (Die Grünen). When they started to run for elections they had a number of basic rules. One was that all lists of candidates would be on a basis of gender parity, and another that all political functions (chairpeople, ministers, members of committeees etc.) would also be distributed in a way of gender parity. Many people laughed at this and even attacked them because of it, but decades later the share of women of Green members of parliaments and councils is probably still the largest in the country, and their model of the candidate lists on gender parity basis has had an effect on other parties as well. The shares of women in the parliaments and also in the ministries is steadily rising.

Why are you speaking up for equality in the film industry of all places?

Well that’s is where I work. I am an actress, so I first look at the roles, the scripts, all that is happening in front of the camera. And there we encounter something – not only in Germany – that I call Retro Reality: roughly twice as many male over female characters, disappearing of female characters from the age of 40, antiquated gender stereotypes and schmonzification. But in real life we are surrounded by men and women of all ages, ethnics, looks and so on, in very diverse situations and professions. Sure, women continue to be discriminated against in our society, but they are not shut away! So they ought to be present on the screen.
Everything we see in the cinema and on television influences our view on ourselves, on society, on our lives, our wishes and dreams. At best we get to see new ideas and inspirations and encouragement. And of course something for all should be on offer there, for women and men, boys and girls. And therefore I don’t want any more films where only the men act and women only accompany them and love and look beautiful.

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