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Gedanken einer Schauspielerin

25 Spielfilme in der Lola-Vorauswahl – 25 Films preselected for the German Film Awards

English Version follows German.

Vor ein paar Tagen wurde von der Deutschen Filmakademie die Vorauswahl für die diesjährigen Deutschen Filmpreise bekannt gegeben, eine Jury hatte aus allen angemeldeten deutschen Kinofilmen des letzten Jahres eine Reihe programmfüllender Spielfilme, Kinderfilme und Dokumentarfilme ausgewählt, dazu wurde noch eine kleine Anzahl von Einzelleistungen nachbenannt (d.h. diese Filme sind nicht für eine Nominierung in allen Kategorien angemeldet).
Aus dieser Vorauswahl wird nun per grob gewerkeweiser Abstimmung unter den Mitgliedern der Filmakademie die Nominiertenliste ermittelt, und daraus dann die Preisträger/innen gewählt.

Ich habe für heute die 25 vorausgewählten programmfüllenden Spielfilme im 6-Gewerke-Check ausgewertet, d.h. jeweils für Regie, Drehbuch, Produzent/in, Kamera, Ton und Schnitt den prozentualen Frauenanteil ausgerechnet. Nein, in 7 Gewerken, Szenenbild kam noch dazu. In der Datenbank von crew united sind gut die Hälfte aller in den aufgenommenen Filmproduktionen tätigen Szenenbildleute Frauen (53,4 %). Im Berufsverband beträgt der Frauenanteil 32,5 %. Der Berufsverband hieß seit der Gründung 1983 SFK Verband der Szenenbildner, Filmarchitekten und Kostümbildner, er wurde im August 2013 umbenannt in  VSK Verband der Berufsgruppen Szenenbild und Kostümbild – eine gute Entscheidung!

Die Filme: Gewerke ohne Frauen / ohne Männer?

Abbildung 1 zeigt Klassen, von links nach rechts Frauenbeteiligung in allen 7 Gewerken bis 7 Gewerke ohne Frauen, und auf der y-Achse die Anzahl der jeweiligen Filme. Dann farblich noch unterschieden zwischen Filmen von Regisseurinnen (blau) und Regisseuren (rosa).

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Was auffällig ist: wenn eine Frau Regie führt arbeiten deutlich mehr Frauen in den untersuchten Gewerken mit als in den Filmen von Männern. 6 Regisseure haben keine weibliche Filmschaffende als Verantwortliche in den übrigen 6 Bereichen in ihrem Film.  Warum ist das so? Arbeiten Regisseure nicht so gerne mit Frauen? Sind das die Auswirkungen dieser berühmten Männernetzwerke? Besteht ein Zusammenhang zum Gesamtbudget? Oder woran liegt es?
50 % der Regisseurinnen haben nur in einem oder zwei Gewerken einen Mann an verantwortlicher Stelle, aber 94 % der Regisseure haben in keinem oder nur in einem oder zwei Gewerken eine Frau als Chefin eines Gewerks.
Das ist natürlich nicht zu verallgemeinern, es gilt für dieses 25 Filme.
Die sechs Filme mit dem Nullwert sind: 5 JAHRE LEBEN, DIE ANDERE HEIMAT, DAS FINSTERE TAL, KOHLHAAS ODER DIE VERHÄLTNISMÄßIGKEIT DER MITTEL, DER MEDICUS und NICHT MEIN TAG. Die zwei Filme mit der Frauenbeteiligung in 6 Gewerken sind TORE TANZ und ZWISCHEN WELTEN.

Die Gewerke: Wo arbeiten die Frauen?

Abbildung 2 zeigt den Frauenanteil in den 7 Gewerken für die 25 Filme Lolas 2014 (blaue Säulen), und die 17 Filme, die 2013 in allen Kategorien für den Deutschen Filmpreis nominiert wurden (blau-weiß gestreifte Säulen). Dazu als Referenzwerte die Frauenanteile in der crew united Datenbank (rosa Raute) und den Berufsverbänden (grüner Kreis).

LolaLong_2014_dtWie schon im letzten Jahr bei den Nominierungen liegt der Frauenanteil bei Regie ungefähr bei einem Drittel, somit über den Referenzwerten. Im Drehbuchbereich waren ebenso betrachtet Frauen unterrepräsentiert (27 % gegenüber den Referenzwerten 40 bzw. 34 %), in den technischeren Gewerken Kamera (19 %) und Ton (3 %) gibt es Steigerungen gegenüber 2013 und den Referenzwerten. Im Schnittbereich gibt es den größten Unterschied zu den 2012er Nominierungen, nur noch 38 % gegenüber 60 im Vorjahr.
Es kann interessant sein, demnächst wieder einen Gewerke-Check mit der kleineren Gruppe der nominierten Filme zu machen, und auch die Kinokassenerfolge den Filmpreis-Filmen gegenüberzustellen.
Das ließe sich dann wiederum mit einer Untersuchung aus dem letzten Jahr vergleichen: Kunst oder Kommerz, wo arbeiten die Filmfrauen? Teil 1 Die Gewerke.
Bis dahin bleibt die Frage: warum Regisseure seltener Frauen mit diesen Gewerken betrauen. Natürlich ist es immer eine individuelle Entscheidung. Aber Abbildung 1 suggeriert schon, dass es nicht nur reiner Zufall ist. 

English Version

25 Feature Films preselected for the German Film Awards

A few days ago the preselection for this year’s German Film Awards was announced, a jury had decided on the feature films, children’s films and documentaries, along with those there are some films that have not been entered in all categories. Now the members of the German Film Academy will – roughly in their divisions – choose the nominations by vote. And the final vote after that will determine the winners.
For today I evaluated all 25 chosen feature films with my six-sections-check, i.e. I determined the percentage of women for direction, script, producer, cinematography, sound and editing. Oh no, there’s a 7th, set production. In the data base of
crew united a good half of the listed film productions have women as head of department for set production. In the professional association (called VSK Verband der Berufsgruppen Szenenbild und Kostümbild, and representing the areas of set production and costume design)  the share of women is 32,5 %.

The Films: Sections without women / without men?

Figure 1 shows a classification, from left to right it’s all 7 to none of the 7 divisions including women as heads of department. The ordinate shows the number of films. Then there are the usual colours to distinguish between films with a female (blue) or male (pink) director.

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What is somewhat remarkable: whenever a woman is directing there will be more women working as heads of department in the 7 divisions in question, definitely more than in the films by male directors. 6 men don’t have any women in these sections of their teams. Why is that so? Don’t male directors like working with women? Are these the effects of male networking? Is there a connection to the budgets of the films? Or what could be the reason?
50 % of the female directors only have one or two sections with men, but 94 % of the male directors have no women or only women in one or two sections as head of department.
Of course this cannot be generalized, this is just something to be found out about the 25 films under investigation.
The six films with no women are  5 JAHRE LEBEN, DIE ANDERE HEIMAT, DAS FINSTERE TAL, KOHLHAAS ODER DIE VERHÄLTNISMÄßIGKEIT DER MITTEL, DER MEDICUS und NICHT MEIN TAG. The two films with women in six of the seven sections are TORE TANZ und ZWISCHEN WELTEN.

Divisions of Productions: where do the women work?

Figure 2 shows the share of women in the 7 divisions for the 25 films / 2014 awards (blue columns) as well as the 17 films, that were nominated in all categories for the German Film Awards in 2013 (colums striped blue and white). As a reference the shares of women in the crew united database (pink diamond) and the professional associations (green circle).

LolaLong_2014_enAgain – similar to last year / the nominations for the Film Awards, in this group of 25 films women account for roughly a third of the directors, which is above the reference values. As far as the scripts are concerned women are underrepresented (27 % as apposed to the reference values of 40 and 34 % respectively). In the more technical divisions like cinematography (19 %)  and sound (3 %) there is a rise in comparison with the 2013 numbers as well as the reference values. The biggest difference between the groups of films can be found in the editing values, this year’s 38 % in contrast to last year’s 60 %.
It might be an interesting idea to do another six-sections-check for the smaller group of nominated films that we will get in a few weeks, and also to compare those films with the box office successes. I did something similar in 2013:  Give me Art, Give me Money” Female Filmmakers Part 1: Behind the Camera.
Still the question remains to be answered why male directors work with less female heads of departments. Of course it is always their personal choice.But as figure 1 shows, it cannot be a mere coincidence.