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An Actress's Thoughts

ZDF Fernsehfilme der Woche 2013 – TV Movies of the Week on ZDF 2013

English Version follows German.

ZDF Fernsehfilme der Woche 2013

Kurzfassung: eine Analyse der Rollen- und Altersverteilung nach Geschlechtern von den 46 Filmen der ZDF-Reihe „Fernsehfilm der Woche“ 2012. Wieder einmal gibt es deutlich mehr und ältere Männer- als Frauenrollen. Ein Hoffnungsschimmer: mehr als 50 % der Besetzungslisten werden von Schauspielerinnen angeführt.

Montags um 20.15 Uhr läuft im Zweiten Programm regelmäßig der Fernsehfilm der Woche. Allerdings, wer denkt, in dieser Reihe werden keine Krimi gesendet, täuscht sich, denn tatsächlich gab es 2013 bei den 46 Filmen dieser Rubrik einen 3/4 Anteil von Krimis und Thrillern. Die Filme wurden – mal wieder – sehr mehrheitlich von Männern inszeniert, der Frauenanteil in der Regie lag bei 9 % (im Regieverband ist der Anteil 24 %, in der Abbildung links mit der kleinen grünen Raute dargestellt) und bei den Drehbüchern sind die entsprechenden Frauenanteile 35 % (Fernsehfilme) und 40 % (VDD).

FFilm13_RegBu_Gen_dDas bedeutet, dass nur jede 3. Geschichte von einer Frau geschrieben wurde und weniger als jede 10. von einer Frau filmisch umgesetzt wurde.
Ist das schlimm? Erzählen alle Männer Geschichten komplett anders als es alle Frauen tun würden? Natürlich nicht. Aber natürlich ist so ein Ungleichgewicht natürlich auch nicht. Es wäre interessant, einmal die Ausbildungszahlen der Filmhochschulen zu analysieren und mit den Werten aus der Fernseh- und Filmbranche zu vergleichen. Aber das ist ein Thema für einen anderen Tag.
Wie sah es denn mit der Besetzung aus? Das zeigt das nächste Bild der Hauptcasts, wie sie auf der ZDF-Seite Sendungsarchiv Der Fernsehfilm der Woche aufgeführt sind, mit im Schnitt ungefähr 10 Rollen pro Produktion. Links Frauen- und Männeranteil insgesamt und rechts bei der jeweils erstgenannten Rolle auf der Besetzungsliste.

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Das Verhältnis von Frauen– gegenüber Männerrollen im Hauptcast beträgt 1 zu 1,6. Bei den erstegenannten Rollen in den jeweiligen Besetzungslisten liegt der Frauenanteil bei 54 %. So einen hohen Wert hatte ich in all meinen Cast-Auswertungen bislang noch nie.  Klar, in einzelnen Filmen gibt es schon Frauenrollenübergewichte im Cast oder bei Haupt- oder erstgenannten Rollen. Aber noch nie bei der Betrachtung einer Gruppe von Filmen. Das ist natürlich erwähnenswert.
Eine kleine Einschränkung: Ich habe nicht alle Filme gesehen, kann also nur auf die Beschreibungen auf der ZDF-Seite zurückgreifen. Dort gibt es mindestens zwei Filme mit erstgenannter Frauenrolle, in der die Beschreibung sich eher auf die an zweiter Stelle genannte männliche Hauptfigur bezieht. In beiden Fällen sind es Filme, die zu Reihen gehören, FREIER FALL und NÄGEL MIT KÖPFEN. FREIER FALL gehört zur Reihe der Stralsundkrimis, die weibliche Hauptrolle Nina Petersen (Katharina Wackernagel) taucht in der Beschreibung erst an 6. Stelle auf. Das kann ein Versehen sein, aber auch Anzeichen dafür, dass sie generell die erste Hauptfigur der Serie ist, nur in diesem Fall jemand anderes an die 1. Stelle tritt. Ebenso bei NÄGEL MIT KÖPFEN, da ist die weibliche Hauptfigur Petra Koslowski (Ulrike Kriener), und in dieser Folge (es gab schon den Vorläufer BUTTER BEI DIE FISCHE, einen Reihentitel hab ich nicht gefunden) ist Hans-Uwe Petersen (Peter Heinrich Brix) im Zentrum der Plotbeschreibung.  Das soll jetzt nichts madig machen, ich möchte damit nur zu bedenken geben, dass eine Auswertung der erstgenannten Rolle weniger aussagekräftig ist als beispielsweise eine Auswertung der Drehtage aller Schauspieler/innen eines Films.
Interessant wären weitere Auswertungen beispielsweise in Bezug auf die Berufe der Hauptfiguren, aber das ist ein Thema für einen anderen Tag. An dieser Stelle nur so viel: Katharina Wackernagel spielt eine Kriminalkommissarin und Ulrike Kriener eine mit einem Pastor in wilder Ehe lebende „Ruhrpottpflanze“ und „Lebenskünstlerin“. Als einzige  Berufsbezeichnung fand ich in der Beschreibung des vorangegangenen Teil BUTTER BEI DIE FISCHE immerhin „ehemalige Gabelstaplerfahrerin“.

Und schließlich noch die Altersverteilung aller Hauptcasts.

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Es lässt sich schnell zusammen fassen: weniger und vor allem jüngere Frauenrollen. Die Spitze ist in der Gruppe der 36 bis 40-Jährigen erreicht, danach fällt die Kurve deutlich ab. Bei den Männern kommt die Spitze erst 10 Jahre später, wobei auch die folgende Gruppe (51 bis 55) noch sehr stark vertreten ist.
Zweite Auffälligkeit ist der Einbruch in die Normalverteilung der Gruppe zwischen 21 und 25 Jahren bei den Männern und der zwischen 21 und 30 Jahren bei den Frauen. Viele Schauspielerinnen und auch Schauspieler ab Mitte 30 haben die Tendenz, ein bis zu 10 Jahren jüngeres Spielalter anzugeben (also z.B. als 35-jähre ein Spielalter von  25 – 35 zu nennen), um auch für jüngere Besetzungen in Frage zu kommen. Zumindest die Altersverteilung in den 2013er ZDF-Fernsehfilmen der Woche legt nahe, dass das übehaupt nichts bringt, denn da gab es gar nicht viele Rollen.

English Version

TV Movies of the Week on ZDF 2013

Summary: An analysis for a group of 46 tv dramas from 2012 on German public television (ZDF Fernsehfilm der Woche) was undertaken in regards to the distribution parts and ages among actresses and actors. Once again we encounter more and older parts for actors. A ray of hope: more than 50 % of the cast lists were headed by actresses.

Nearly every Monday at 8.15 P.M. the second German channel (ZDF) shows a tv drama of the week. In the group of 46 films for 2012 there was a 3/4 majority of criminal investigation or even thriller stories. The film were mainly directed by men, only 9 % had a female director (in the German association of film directors the share of women is 24 %, this is indicated in the graph by the green diamond). For the scripts the figures for female writers are 35 % (for the tv dramas) and 40 % (for the screen writers’ guild).

FFilm13_RegBu_Gen_eThis means that only every 3rd story was written bei a woman and less than every 10th story was put on the screen by a woman.
Is that bad? Do all men tell stories completely different from all women? No, naturally not. But such an imbalance naturally is not natural either. It would be interesting to research the statistics for film schools and see how many women and men are trained every year for the vairous crew departments. But that is a topic for some other day.

Now let us have a look at the casts, what do we find? The next figure gives us the statistics on the main casts of the 46 tv dramas as listed on the webpage of the ZDF Der Fernsehfilm der Woche  with on average roughly 10 parts per film. On the left we see share of women and men for all parts of the main casts, and on the right the shares for the very first part on the list of each film.

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The ratio for female and male roles in the main cast is 1 to 1,6. For the firstly named roles the share of women is 54 %. Up to now I never had such a high value for a share of women when investigating the casts of groups of films. Sure, for individual films we get high and even higher figures, but never for a group. This is remarkable at least.
One modification I must add though. I have not seen all these films, so I have to rely on the description of the stories on the ZDF webpage. There are at least two films mit a female part first on the list that have a plot description centering around a male part. In both cases these are films that belong to „Reihen“ (maybe we can call this mini mini series, they sometimes go on for years, but only with two or three films a year). FREIER FALL is part of the „Stralsundkrimis“ (criminal investigation films taking place in Stralsund, a lovely town in the north of Germany), and in the description the firstly named female part only appears in 6th position in the plot description. This may be accidental, or it could be that she is generally the main character of the films but only this time she has stepped a little into the background. The second film NÄGEL MIT KÖPFEN is the second of a mini series (first episode was called BUTTER BEI DIE FISCHE), the firstly name character is Petra Koslowski, but the plot description centres more around  ist Hans-Uwe Petersen (Peter Heinrich Brix). I don’t want to spoil things but I would like to at least ask to consider that an evaluation of firstly named parts is less signifcant than an evaluation of e.g. the shooting days for every actress and actor in a film. What could also prove interesting is the evaluation of the jobs and professions of the leading characters,  which of course would be a topic for another day. For now I will just mention the professions of the two characters already mentioned: Katharina Wackernagel (FREIER FALL) plays a chief inspector of the police and Ulrike Kriener plays the common law wife of a protestant pastor, she is only descriped by the regional attribute „Ruhrpottpflanze“ (I am sorry, I have no idea how to translate that. It means that she was born and bread in the Ruhrgebiet, which is a region in the west of Germany, formerly know for heavy industry and mines, and down to earth people.) and „Lebenskünstlerin“ (again, what is the English word? Let’s say a streetwise person who sails through life – literally it means artis of life). Actually we learn in the first film of this mini series (BUTTER BEI DIE FISCHE) that the character is „a former panel transporter driver“.

And now finally let’s have a look at the age distribution:

FFilm13_Alter_eTo sum up: less and younger parts for women. The peak of the female age distribution curve is reached in the group of the 36 to 40 year olds, then the curve drops drastically. The peak for the men is reached ten years later, at 46 to 50 years, and the following group, 51 to 56, is also still quite strong.

Something else I find quite remarkable is the incursion quite at the beginning of both curves, we see that in the values of  the 21 to 25 year old males and the 21 to 30 year old females. Many actresses and also actors from their mid-thirties on or even earlier have a tendency to give a distinctly lower playing age in their c.v.. For example someone who is 35 would give 25 to 35 as playing age (instead of maybe 30 to 40, or 32 to 38), in the hope of being considered for much younger parts as well. But judging from the statistics for the 46 tv dramas here this comes to no avail, since there were not so many younger parts to be cast.