Wie alt sind die Schwestern Grimme?
Zugegeben, das ist eine etwas platte Überschrift. Worum es gehen soll: eine Analyse der Fernsehfilme, die für die GRIMME-PREIS 2013 nominiert wurden: wie viele Frauen, wie viele Männer spielten im Hauptcast und zu welchen Altersgruppen gehörten die Rollen?
Auf der Grimme-Preis-Webseite (LINK) sind die 17 Nominierungen im „Wettbewerb Fiktion“ aufgelistet mit einigen Angaben zu Crew und Cast. Dies sind die Filme, in alphabetischer Reihenfolge (die Preisträger sind fett gedruckt):
- Blaubeerblau
- Das Ende einer Nacht
- Das Meer am Morgen / La Mer à l’aube
- Das unsichtbare Mädchen
- Das Wunder von Kärnten
- Der Fall Jakob von Metzler
- Der letzte schöne Tag
- Lösegeld
- Mutter muss weg
- Polizeiruf 110 – Schuld
- Riskante Patienten
- Sechzehneichen
- Spuren des Bösen
- Tatort – Der tiefe Schlaf
- Tatort – Die Ballade von Cenk und Valerie
- Über uns das All
- Zappelphilipp
Mit Besetzungslisten ist das immer so eine Sache. Nehmen wir als Beispiel den erstgenannten Film BLAUBEERBLAU. Auf der Grimme-Preis-Seite werden 4 Rollen genannt, auf der Seite des Senders BR (LINK) 6 Rollen, bei CREW UNITED 23 (darunter 4 Hauptrollen), in der IMDB 15 (2 Hauptrollen) und auf Wikipedia 19.
Da ich ähnlich wie bei meiner Auswertung der Tatorte 2012 (LINK) eine einheitliche Quelle verwenden möchte, habe ich mich für die Angaben der Grimme-Preise-Seite entschieden, auch wenn nicht klar ist, auf welchem System sie basieren (es werden zwischen 4 und 14 Schauspieler/innen pro Film genannt, das sind weder nur die Hauptfiguren noch alle namentlich genannten Rollen der Filme).
Die folgende Grafik zeigt nun die Rollenverhältnisse der 17 Filme:
Wie auch schon bei den Tatorten gibt es auch hier ein deutliches Untergewicht an weiblichen Rollen – 52 gegenüber 84 – aber das Verhältnis liegt „nur“ bei 1:1,6. Die Filme, bei denen mehr als doppelt so viele männliche wie weibliche Rollen genannt werden, sind in der Auflistung farblich gekennzeichnet. Die umgekehrte Situation, d.h. ein mehr als zweifaches Übergewicht an Schauspielerinnen, gibt es in keinem Film.
Das ist keine generelle Kritik an männerzentrierten Plots. DAS MEER AM MORGEN (ein Film über Guy Môquet, einen jungen französischen kommunistischen Kämpfer, der 1941 – 17-jährig – von den Deutschen hingerichtet wurde) und DER FALL JAKOB VON METZLER (ein Film über die Entführung und Ermordung von Jakob von Metzler, dem 11-jährigen Sohn eines Bankiers und seiner Frau, im Jahr 2002) basieren beispielsweise auf tatsächlichen Begebenheiten und beide Male waren wesentlich mehr Männer als Frauen beteiligt, als Opfer, als Täter, als Chronisten, als Polizei, – entsprechend sind auch die Besetzungslisten männerdominiert. Aber es fällt auf, dass keine vergleichbar frauenzentrierten Geschichten erzählt wurden.
Die nächste Grafik stellt die Altersverteilung der Rollen in 10-Jahres-Gruppen dar, bzw. die Altersverteilung der genannten Schauspieler/innen, denn die ursprünglichen Angaben* zu den Rollen liegen mir nicht vor.
* Manchmal ändert sich das Alter einer Rolle im Besetzungsprozess, hierzu ein internationales Beispiel: Im Film D DIE BRÜCKEN AM FLUSS / THE BRIDGES OF MADISON COUNTY spielte der Regisseur des Films, Clint Eastwood (damals 65), die männliche, Meryl Streep (damals 46) die weibliche Hauptrolle. In der Romanvorlage von Robert James Waller war die männliche Figur wesentlich jünger.
(Quelle für die Altersangaben: Filmmakers, ZAV, IMDB, Agenturwebseiten, Wikipedia)
Die Altersschwerpunkt der Schauspielerinnen liegt in der Gruppe der 31 bis 40-jährigen, der der Schauspieler bei den 41 bis 50-jährigen.
Nur 7 Schauspielerinnen waren älter als 50 Jahre alt, bei den Schauspielern waren das immerhin noch 23, mehr als drei mal so viele.
Auf der anderen Seite waren nur jeweils 10 Schauspielerinnen und Schauspieler unter 30 Jahren alt. Nach Abzug der Kinder und Jugendlichen bleiben 4 weibliche (Haupt-)Rollen zwischen 20 und 30 Jahren in 17 Filmen. In dieser Altersgruppe gibt es gleichzeitig die meisten professionellen Schauspielerinnen in Deutschland (vgl die Grafik aus einem vergangenen Blogeintrag: LINK).
Der große Vorteil den die Schauspielerinnen unter 30 Jahren gegenüber ihren über 40-Jährigen Kolleginnen haben ist, dass der Rollenpeak (31 – 40 Jahre) noch vor ihnen steht.
Es wäre natürlich auch interessant, die kompletten Casts der Filme in Bezug auf Geschlecht und Rolle der Alter auszuwerten, aber nicht heute.
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