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Gedanken einer Schauspielerin

Als Hannu Salonen anfing, Fernsehkrimis zu drehen – Directors’ First Steps

16 Jahre First Steps Awards

Die Deutsche Filmakademie verleiht seit 2000 jährlich einen Nachwuchspreis für Abschlussfilme von Studierenden an den Filmschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Deutschsprachige der Schulen drückt sich nicht unbedingt im Preisnamen – FIRST STEPS AWARDS – aus, aber das ist ein anderes Thema. Der Preis, der auf eine Initiative der Produzenten Bernd Eichinger und Nico Hofmann zürückgeht, präsentiert der Branche das hohe kreative Potenzial des Nachwuchses und erleichtert den Absolvent/innen die „ersten Schritte“ in den Beruf.“ heißt es auf der Webseite der FIRST STEPS AWARDS (LINK), und meine heutige Auswertung der letzten 16 Jahre soll genau dies überprüfen, in den drei – von insgesamt sieben – Kategorien Abendfüllender Spielfilm, Mittellanger Spielfilm (bis 60 min.), und Kurzfilm / Animation, also den fiktionalen Formaten.
Die ersten drei Abbildungen zeigen die Verteilung der Nominierungen und Preise für die drei Spielfilmkategorien in den vergangenen 16 Jahren, aufgeschlüsselt nach Filmhochschulen.

Die meisten Preise gingen an die Filmakademie Baden-Württemberg Ludwigsburg, die auch am häufigsten nominiert wurde. Anders sieht eine getrennte Betrachtung der drei Filmgruppen aus. Spitzenreiterin bei den Nominierungen zum Abendfüllenden Film ist mit Abstand die DFFB (29), gefolgt von der HFF München (17). Die Filmakademie Ludwigsburg und die HFF München führen das Mittellange Feld an, und im Kurz-/Animationsfilm stehen gleich vier Filmschulen an der Spitze mit jeweils 11 Nominierungen: die Filmakademie Ludwigsburg, die Media School Hamburg, die Kunsthochschule für Medien Köln und die Zürcher Hochschule der Künste, die in keiner anderen Spielfilmrubrik nominiert wurde. Hier lässt sich erahnen, dass Filmhochschulen bezüglich der Grundfinanzierung der Abschlussfilme ziemlich unterschiedlich ausgestattet sind.
Freie Produktionen außerhalb des Hochschulkontextes kommen immerhin auf 13 Nominierungen, darunter sechs für abendfüllende Filme – mit einer Auszeichnung im Jahre 2003 für den Film FREMDER FREUND von Elmar Fischer. Acht Filmschulen, die nicht dem Internationalen Filmhochschulverband CILECT angehören, sind mit elf Nominierungen vertreten, sechs davon finden sich in der Kategorie Kurz-/ Animationsfilm und nur eine in der Kategorie Langfilm.
Wie lang oder kurz ein Abschlussfilm ist beeinflusst nicht zwangsläufig die weiteren Schritte im Beruf. Marc-Andreas Borchert, der 2000 für seinen Kurzfilm KLEINGELD nominiert wurde, arbeitete in der Folge rund zwanzig Mal für das Fernsehen, Anne Høegh Krohn, im selben Jahr mit FREMDE FREUNDIN unter den langen Spielfilm-Nominierungen, hat seitdem einen TV- und einen Kinofilm gedreht. Insofern ist eine Auswertung der Nominierungen und Folgearbeiten der Regisseur*innen nach Geschlecht sinnvoll.
Die vierte Abbildung zeigt die weiblichen und männlichen Nominierten in den fiktionalen Kategorien von 2000 bis 2015, die fünfte Abbildung die prozentuale Verteilung mit der Referenzlinie 42 %, dem durchschnittlichen Frauenanteil unter den Absolvierenden an den deutschen – also nicht allen deutschsprachigen – Filmhochschulen der letzten 20 Jahre (Quelle: Pro Quote Regie). Der Anteil für nominierte Dokumentarfilme ist ebenfalls ergänzt. Abbildung 6 wiederum zeigt den Frauenanteil unter den Nominierten und Gewinnerfilmen für die drei fiktionalen Kategorien
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Die nominierten Filme von Frauen sind also keineswegs schlechter als die ihrer Kollegen, wenn die Juryentscheidungen ein Maßstab sind, im Gegenteil: Filme von Regisseurinnen machten 34,3 % aller fiktionalen Nominierungen aus, jedoch 40,4 % der Preisträger*innen. Dieses Phänomen gibt es nicht nur bei Abschlussfilmen, wie eine Untersuchung des Instituts für Medienforschung der Universität Rostock zum Festivallauf von Filmen herausfand:

Nur jeder fünfte Film (22 %) der Jahre 2009 bis 2013 wurde von einer Frau inszeniert. Diese Filme bestechen offensichtlich durch eine hohe Qualität, denn Filme von Frauen erhalten häufiger Filmpreise und laufen viel erfolgreicher auf Festivals. Dieser Erfolg ist bemerkenswert, bedenkt man neben der Unterrepräsentanz von Frauen in der Filmproduktion, dass ihre Filme in der Regel finanziell schlechter ausgestattet sind. (…) Im Mittelwert erhält ein Film, den eine Frau inszeniert hat ca. 660.000 Euro Filmförderung, während ein Film, den ein Mann inszenierte, über 1.000.000 Euro erhielt.“ (Quelle: Elizabeth Prommer / Skadi Loist, „Wer dreht deutsche Kinofilme? Genderreport 2009-2013“, Februar 2015).

Und wie sieht es mit der erwähnten „Erleichterung der ersten Schritte“ der Nachwuchsregisseur*innen aus? Um dies herauszufinden habe ich verglichen, wie viele Filme (Kinofilme, TV-Filme bzw. TV-Serien) die Regisseur*innen der nominierten Filme innerhalb der ersten sieben Jahre nach Nominierung für den FIRST STEP AWARD inszeniert haben. Quelle hierfür sind die filmbiographischen Angaben auf der FIRST STEPS-Webseite, die ich in Einzelfällen abgeglichen bzw. ergänzt habe über die Datenbanken von crew united, Filmportal und IMDB.
Es überrascht zunächst, wie viele Nominierte bei Null stehen; 17 von 43 Regisseurinnen (= 40 %) und 28 von 93 Regisseuren (= 30 %) haben in den sieben Jahren weder Kino- noch Fernsehspielfilme noch Fernsehserien inszeniert. Nicht berücksichtigt: Kurz- und Dokumentarfilme sowie Werbung und Musikvideo.
Die meisten übrigen drehten ihren nächsten Kinofilm innerhalb von sieben Jahren (Regisseurinnen im Schnitt 1,1 Filme, Regisseure 1,0 – das sind wie gesagt Durchschnittswerte). Der große Unterschied kommt durch das Fernsehen. Bei Filmen erreichen die Männer hier einen Durchschnittswert von 0,9 gegenüber den 0,5 der Frauen, und bei Serienformaten sind die Werte 0,5 gegenüber 0,3 pro Person über sieben Jahre. Das heißt, dass die nominierten Regisseure fast doppelt so häufig Fernsehaufträge bekommen wie ihre Kolleginnen. Spitzenreiter Hannu Salonen* drehte neun Fernsehfilme innerhalb seiner ersten sieben Nachfilmschuljahre, darunter drei Tatorte und zwei Polizeirufe, allerdings keinen Kinofilm. Vanessa Jopp, die wie Salonen 2000 ihren Abschluss machte und den FIRST STEPS AWARD für VERGISS AMERIKA gewann, drehte in dem genannten Zeitraum einen Tatort und zwei Kinofilme.
(* Achtung! Salonen wird – wie die meisten finnischen Wörter – auf der ersten Silbe betont)

Woher kommen diese Unterschiede? Haben Regisseure und Regisseurinnen unterschiedliche Ambitionen? Aber vor allem: Welche Auswirkungen haben sie? Fernsehen gilt als Einstiegsmedium in den Regieberuf. Der Erste Diversitätsbericht 2014 vom Bundesverband Regie hat umfassend belegt, dass Frauen deutlich unterproportional vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen mit Regieaufgaben betraut werden. Warum ist das so? Was motiviert eigentlich Sender und Redaktionen, Nachwuchsregisseur*innen und No-Names ein Projekt, sei es einen Tatort oder Fernsehfilm, anzuvertrauen? Ist es das Charisma? Die Qualität des Abschlussfilms? Die Filmhochschule? Vitamin B? Ist Geschlecht das erste Kriterium?

Ich habe Hannu Salonen nach dem Beginn seiner Fernsehkrimikarriere gefragt, die ihn nur wenige Jahre nach seinem (Nicht-Krimi-)Abschlussfilm DOWNHILL CITY bereits zu seinen ersten drei von bisher rund elf Tatorten führte: DER VIERTE MANN (Berlin 2003), FEUERTAUFE (Leipzig 2004) und STERNENKINDER (Kiel 2005). Hier seine Antwort:

Meine Entwicklung ist tatsächlich erstaunlich, wenn man zum Beispiel DOWNHILL CITY und die vorangegangenen Kurzfilme in Betracht zieht. Jene Filme sind eher dem Kunstkino zuzuordnen, es waren keineswegs kommerziellen Filme. DOWNHILL CITY war festivaltechnisch durchaus ein Erfolg, für mich persönlich zeigte sich eine eher schwierige Seite des Kunstkinos: letztlich sahen den Film nur wenige Leute und ein recht auserwähltes und so weit auch ein elitäres Publikum. Ich entdeckte den Filmemacher in mir, der Massen erreichen wollte – nicht nach dem Motto „Koste was es wolle“, aber so, dass die Filme jeweils Unterhaltsamkeit mit Anspruch verbinden. Ich wollte von da an möglichst viele Leute erreichen.
Es gibt aber noch etwas, was mir letztlich den Stoß in jene „kommerzielle“ Richtung gab. Es war mein Hintergrund, meine finnische Heimat. Ich wuchs in der Nähe von großen, dunklen Wäldern und Wikingergräbern – das war meine seelische Heimat. Sie war stes mystisch, spannend und dunkel. Natur spielt darin eine große Rolle – bis heute. Diese Welt, die wir nicht rational beherrschen können, hat mich immer fasziniert. Erst nach meiner „Kunstphase“ an der dffb fand ich mich zurück zu meinen Ursprüngen, wo ich schon als halbes Kind Genrefilme gemacht hatte, vielleicht vermischt mit Bergman und Tarkovsky, und jedoch: es waren immer Filme, die nicht den Alltag schilderten, sondern eine mythische Narrative hatten und oft böse und blutig endeten.
Insofern ist es am Ende doch nicht so erstaunlich, dass ich „daheim“ geblieben bin bzw. einst zurückgekehrt bin. Um es kurz auf den Punkt zu bringen: der Regisseur von DOWNHILL CITY war und blieb immer ein Märchenonkel.

Hannu Salonen beim Tatortdreh mit einem Team des Aktuellen Fernsehens des Saarländischen Rundfunks. Foto: SR/M. Meyer

Hannu Salonen beim Tatortdreh mit einem Team des Aktuellen Fernsehens des Saarländischen Rundfunks. Foto: SR/M. Meyer

Der Wunsch des Regisseurs, seine Filme einem größeren Publikum zu zeigen und die Entscheidung, sich deshalb vom Arthousekino zum Fernsehen zu wenden ist nachvollziehbar. Erfreulich ist gleichzeitig, dass es geklappt hat und er von Beginn seiner Karriere an Aufträge für Fernsehfilme, für Fernsehkrimis bekam.
Wer ihm, einem Newcomer, den ersten Primetimekrimi ermöglicht hat und wie es dazu kam habe ich leider nicht herausfinden können. Weder beim Sender, der Produktionsfirma, der Produktionsleitung oder dem Drehbuchautor (das waren die Stationen, an die ich jeweils verwiesen wurde) gab es da konkrete Erinnerungen. Vielleicht war es ein glücklicher Zufall, vielleicht gab es andere Gründe, auf jeden Fall folgten jede Menge weiterer Krimis und Fernsehfilme. Dieses Jahr drehte Salonen schließlich seinen dritten Kinofilm, – für ein kleineres, besonderes Publikum, denn soweit ich feststellen konnte lief VARES – SHERIFFI (Vares – Der Sheriff) bislang nur in Finnland.
Es wird immer Regisseur*innen geben, die aus verschiedenen Gründen einen besseren Start haben als andere. Nur, wenn Männer in ihren ersten sieben Karrierejahren mehrheitlich deutlich mehr Fernsehaufträge bekommen als Frauen, dann kann neben eventuell unterschiedlichen Vorlieben eine strukturelle Benachteiligung vermutet werden, die auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen anzutreffen ist. Niedrige Frauenanteile in Aufsichtsräten und Vorständen, an der Spitze von Redaktionen oder in Talkshow- und Kongresspanels, in der Sportberichterstattung in action oder am Mikrofon sind nur einige Beispiele. Diese Frauenarmut wird leider auch in der Filmbranche und vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen vor der Kamera reproduziert, anstatt über’s Jahr eine der gesellschaftlichen 50:50-Situation entsprechende Ausgeglichenheit zu zeigen. WINNETOU (8 Männer und 1 Frau im Hauptcast) wird neu verfilmt und eventuell auch DAS BOOT (reiner Männerhauptcast) – selbst die Fernsehserie WEISSENSEE hatte mehrheitlich – sehr unterschiedliche und vielschichtige – Männerfiguren im Zentrum des Geschehens. Filme und Serien mit Frauenübergewicht, die dies ausgleichen würden, fehlen.
Warum? Sind Frauen wirklich weniger interessant für Film- und Fernsehstoffe, oder ist es eine schlechte Angewohnheit? Liegt es an den Strukturen oder an der Art der Stoffgewinnung? Wie dem auch sei, wir sehen immer wieder Männer als Macher und Frauen als schmückendes Beiwerk oder geduldige Zuhörerinnen. Also kommen wir gar nicht auf die Idee, an Frauen zu denken, wenn wir etwas gemacht haben wollen.
Ich möchte in diesem Zusammenhang auf meinen Blogtext Frage Dich: Was würde DRadio Kultur machen? über eine wöchentliche Diskussionssendung hinweisen. Eine nach letztem Stand rein weibliche Redaktion plant gesellschaftlich relevante bis populäre Themen, und holt seit Jahren deutich mehr männliche als weibliche Gäste ins Studio. Aktuell beträgt das Verhältnis für dieses Jahr 1 zu 3,5, und das ohne Not, denn es gibt genügend Expertinnen, – wenn sie nur gesucht würden. Aber wie läuft es ab? „Wir machen eine Diskussionsrunde zum Thema ABC, welche Männer können wir da einladen?“ oder „Lasst uns versuchen, es vielseitig zu gestalten, also nehmen wir einen mittleren und einen älteren Mann.“ „Oh ja, einen Mann der Praxis und einen Akademiker, vielleicht einen Professor?“
Und was wird in Fernsehsendern gesagt? „Hier das neuen Drehbuch, welchem Regisseur (d.h. welchem Mann) wollen wir das mal geben?“

Es geht aber auch anders. Nehmen wir das Beispiel großer Orchester wie der Berliner Philharmoniker, die 100 Jahre ein reines Männerorchester waren (siehe Deike Diening: Berliner Philharmoniker – hart besaitet. Tagesspiegel 26.8.2007), und sich nur sehr langsam für Frauen öffneten. Um Musikerinnen nicht zu benachteiligen finden gegenwärtig immer häufiger die ersten Runden der Probespiele (das ist das Bewerbungsvorspielen der Bewerber*innen an einem Orchester) hinter einem Vorhang statt, so dass die musikalische Leistung und nicht das Geschlecht bei der Auswahl entscheidend ist. Dies hat zu einem deutlichen Anstieg der Aufnahmerate von Musikerinnen geführt. Es gibt Literaturwettbewerbe, die explizit für anonym eingesandte Texte ausgeschrieben werden, und manche Verlage prüfen ebenso neutral eingesandte Manuskripte, beides steigert die Frauenquote.
Wäre das eine Möglichkeit für das öffentlich-rechtliche Fernsehen? Warum auch nicht, zumindest für das anonymisierte Einreichen von Drehbüchern und Exposés spricht einiges, nicht nur unter Genderaspekten.
In Bezug auf Regie ist es schwieriger, da sich hier Bewerbungen nicht wirklich anonymisieren lassen. Gegen die Benachteiligung von Regisseurinnen durch die Praxis der Filmförderung werden gegenwärtig Alternativmodelle diskutiert, u.a. nach schwedischem Vorbild. Auch im Fernsehen gerät einiges in Bewegung, nicht zuletzt dank Pro Quote Regie: ARD-Programmdirektor Volker Herres kündigte Ende September eine 20-Prozent-Quote innerhalb von drei Jahren für Regisseurinnen im Bereich TATORT, POLIZEIRUF und ARD-Mittwochsfilme an. Ein erster wichtiger Schritt. Weitere müssen folgen. Auch beim ZDF.
Und damit zurück zu den FIRST STEPS AWARDS: Nachwuchsförderung im Allgemeinen und Frauenförderung im Speziellen sind im Regiebereich wichtig, um dem Kino- und Fernsehpublikum ein möglichst vielfältiges Sehangebot zu machen, das hat u.a der Diversitätsbericht des Regieverbands gezeigt. Und es macht ja auch Sinn, die aufwändig ausgebildeten Absolvent*innen an Filmhochschulen nicht nur mit einer nominellen Auszeichnung zu versehen, sondern ihnen eine praktische Starthilfe für ihre berufliche Laufbahn zu geben. Warum sollte auf neue Talente verzichtet werden? Also, wie wäre es, den in den fiktionalen FIRST STEPS-Kategorien Nominierten innnerhalb von sieben Jahren – oder besser noch einer kürzeren Zeitspanne – die Realisierung eines regulären Fernsehfilms zu garantieren, Männern wie Frauen? Denn das Beispiel von Hannu Salonen mit seinen neun Fernsehfilmen bedeutet bei dem Mittelwert 0,7 Fernsehfilme auf 7 Jahre pro Regisseur gleichzeitig, dass andere Regisseure gar keine Fernsehfilme inszeniert haben. Diese Garantie wäre ein Angebot für Regisseur*innen, die überhaupt an einer Arbeit für das Fernsehen interessiert sind. Ob es da grundlegende Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt – Arthouse gegen Kommerz – könnte vielleicht die nächste Umfrage unter Studierenden und Alumni herausfinden.

Gründlich untersucht werden müsste außerdem die Frage der (Un-)Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Es werden oft und fast reflexartig für die seltenere Beschäftigung von Regisseurinnen Kinder als Grund genannt. Nur, wie viele Regisseurinnen sind überhaupt Mütter? In welchem Alter bekommen sie ihre Kinder und inwieweit führen Kinder dazu, dass sie Fernsehaufträge nicht annehmen und Kinoprojekte aufgeben müssen? Und wie ist die Situation für Regisseure, die Väter kleiner Kinder sind, und Zeit mit ihnen verbringen wollen? Führt das auch zu Karriereknicks oder gar vorzeitigem Aus?
Das betrifft nicht nur die Regie sondern alle Gewerke (ich habe letztes Jahr darüber gebloggt: Kino, Kinder, Karriere?), und ist neben der gleichen Bezahlung von Frauen und Männern vielleicht die wichtigste Herausforderung auf dem Weg zu mehr Chancengleichheit von Frauen und Männer in der Film- und Fernsehbranche.