SchspIN

Gedanken einer Schauspielerin

WIFT und SchspIN zu 50 Jahre TATORT. Folge 2: Regie

Exklusiv für WIFT Germany betrachte ich die Liste der 50 potenziellen Wunsch-Tatorte (siehe ARD-Webseite) zum 50. Geburtstag dieser Sonntagabendkrimireihe mit der Filmfrauenlupe. Die Texte erschienen zunächst über die sozialen Kanäle von WIFT Germany bei Instagram und Facebook, anschließend etwas ausführlicher hier. 

Fokus TATORT-Regie

Die Wunschtatorte

Auch in der Regie der 50 Wunsch-TATORTE reicht der Frauenanteil (8 %) wieder nur für ein knappes Stück unserer 12-teiligen Geburtstagstorte. Ganze vier TATORTE wurden nicht von Männern umgesetzt: TODESBRÜCKE (Berlin 2005) – Regie Christine Hartmann, ANGEZÄHLT (Wien 2013) – Regie Sabine Derflinger, BOROWSKI UND DAS MEER (Kiel 2014)– Regie Sabine Derflinger und FRÜHSTÜCK FÜR IMMER (Leipzig 2014) – Regie Claudia Garde.

Im Vergleich: Die TATORTE 2011-19

Ein Blick in meine mittlerweile neun Jahre TATORT-Auswertungen zeigt, dass der Regisseurinnenanteil von 2011 – 15 im Mittelwert mit 8,7 % ähnlich niedrig ist. Danach lässt sich allerdings ein zaghafter Trend nach oben erkennen. Der Mittelwert 2016 – 19 liegt bereits bei 17 %. Dem vorausgegangen waren 2014 der Erste Diversitätsbericht des BVR Bundesverband Regie für 2010-13 und die Gründung von Pro Quote Regie. (Zudem der Beginn meiner Analysen, das Blog SchspIN ging 2013 an den Start).

Als Reaktion auf die von Pro Quote Regie mit Nachdruck und klarer Argumentation vertretene Quotenforderung in drei Stufen – 30 % in 3 Jahren, 42 % in 5 Jahren, 50 % in 10 Jahren – verpflichtete sich die ARD-Tochter Degeto Film GmbH zum 1. August 2015 zunächst für drei Jahre, den Regisseurinnenanteil in ihren Produktionen auf 20 % zu erhöhen. Die 20 %-Marke wurde 2018 und 2019 knapp verfehlt. Mehr Hoffnung macht da das 1. Halbjahr 2020 mit einem Regisseurinnenanteil von 47,6 % für 10 von 21 TATORTEN.

Geht doch!!!“ kommentiert WIFT Germany-Vorstandsmitglied Cornelia Köhler.

Alter und Erfahrung der Regisseur*innen

21 Filme sind keine große Datenmenge, ein Blick auf das Alter der Regisseurinnen und Regisseure ist trotzdem als Tendenz ganz interessant, wie die folgende Abbildung zeigt. Wir kennen es aus den Analysen der Schauspieler*innen aus dem Hauptcast: Frauen sind jünger. Das kann bedeuten, dass nicht nur die Berufsjahre von Schauspielerinnen deutlich kürzer sind als die ihrer Kollegen, sondern dass das eventuell auch hinter der Kamera so ist. Dazu braucht es aber weiterer gründlicher Untersuchungen.

Die letzte Abbildung für heute zeigt, der wievielte TATORT der im ersten Halbjahr 2020 für den jeweiligen Regisseur bzw. die Regisseurin war. Was fällt auf? Keine Regisseurin, egal wie alt, kommt auf mehr als zwei TATORTE. Bei den Männer kommen immerhin vier auf mehr als zwei Filme dieser Reihe. An der Spitze Torsten C. Fischer mit 12, gefolgt von Jobst Christian Oetzmann mit 9.

Das Publikum

Um mit einer anderen Quote, der Einschaltquote, zu enden: Die meisten Zuschauer*innen im ersten Halbjahr 2020 erreichte Nina Wolfrum mit NIEMALS OHNE MICH. Auf Platz 3 folgt Friederike Jehn als erste Regisseurin in 25 Folgen Stuttgart-TATORT mit DU ALLEIN. Und auf Platz 6 Petra K. Wagner mit DIE GUTEN UND DIE BÖSEN, wofür sie den Sonderpreis Regie beim Deutschen Fernsehkrimifestival 2020 in Wiesbaden gewann. Auf den Plätze 2, 4 und 5 liegen die TATORTE von Felix Herzogenrath (KEIN MITLEID, KEINE GNADE), Christian Theede (DAS FLEIßIGE LIESCHEN) und Christopher Schier (LASS DEN MOND AM HIMMEL STEHEN). Quelle für die Einschaltquoten: Prisma 24.6.20.

Das Publikum scheint mit einem 50:50 gut leben zu können.

Wie geht‘s weiter?

In der dritten Folge werfen wir einen Blick auf die Drehbuchautor*innen der 50 Wunsch-TATORTE. 

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