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Gedanken einer Schauspielerin

24. März 2020
von SchspIN
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Fernsehkrimis – Die Jury sind wir!

Betrachtungen zum Deutschen FernsehKrimi-Festival 2020

Ich habe es bereits in meinem letzten Blogtext (Wenn ich ein Bundesverdienstkreuz hätte…) erwähnt, Anfang März gehörte ich der Wettbewerbsjury des Deutschen FernsehKrimi Festivals an, das vom 1. bis 8. März in Wiesbaden stattfand. Während wir dort im Caligari-Kino saßen hörten wir von der Absage der Leipziger Buchmesse und anderer Veranstaltungen, von beginnenden Hamsterkäufen in Berlin und sonstwo, und anwesende Produzenten äußerten ihre Sorge, dass sie womöglich geplante Dreharbeiten verschieben müssten. Das kommt mir jetzt schon sehr lange her vor, dabei sind es grad mal drei Wochen.

Die Wettbewerbsjury

Im Januar fragte mich Festivalleiterin Cathrin Ehrlich, ob ich Lust und Zeit hätte, ehrenamtlich in der Festivaljury mizuarbeiten. Nun wissen regelmäßige Leser*innen meines Blogs vermutlich, dass ich mich zwar statistisch und inhaltlich mit Krimis beschäftige, aber dass ich – wie sicher sehr viele von uns – ziemlich krimimüde bin, einfach weil bei uns viel zu viele in deutschsprachigen Ländern produzierte oder im Ausland eingekaufte Krimifilme und -serien ausgestrahlt werden. Frau Ehrlich wollte mich trotzdem oder gerade deshalb, egal, jedenfalls sagte ich nach kurzer Bedenkzeit zu. Ursprünglich sollten wir zu fünft sein, aber am Tag der Anreise sagten leider Schauspielerin Chiara Schoras und Drehbuchautor Sascha Arango aus gesundheitlichen Gründen ab (hoffe, Ihr seid wieder völlig fit!). Übrig blieben Max Annas, Schriftsteller und Krimistipendiat der Stadt Wiesbaden, Schauspielkollege (und Stuttgart TATORT-Kommissar) Felix Klare und ich. Uns oblag es, die zehn Wettbewerbsfilme zu sichten und vier Preise zu vergeben. Der Krimi, den wir als Besten Film auszeichneten (s.u.), hat morgen (Mittwoch 25.3.) seine Fernsehpremiere, das nehme ich zum Anlass für diesen Text.

Krimifestivaljurymaterialien (Foto BRS): Die kleinen schwarzen Hefte bekamen wir vom Orgateam, für unsere Notizen zu den Filmen. Sascha Arango und Chiara Schomas fehlten leider in unserer Jury.

Die zehn Filme im Wettbewerb

Aus den 68 Fernsehkrimis, die sich für den Wettbewerb beworben hatten, wählte eine achtköpfige Vorjury zehn Filme aus. Es sind, in der Reihenfolge wie sie auf dem Festival liefen: Weiterlesen →

20. März 2020
von SchspIN
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Wenn ich das Bundesverdienstkreuz hätte…

Räumliche Isolation bedeutet nicht soziale Isolation. Es gibt ausreichend Medien (z.B. den Berliner Tagesspiegel und Deutschlandfunk Kultur), Berufsverbände, Fachzeitschriften und Blogs, (u.a. outtakes mit zZt. täglich zusammengestellten Brancheninfos), Einzelpersonen u.v.a., die vernünftig und umfassend über Corona / Covid-19, notwendige Vorsichtsmaßnahmen und Hilfe für direkt und indirekt Betroffene berichten. Die Berliner Charité hat die CovApp entwickelt, mit der Ihr „innerhalb weniger Minuten einen Fragenkatalog beantworten und daraus spezifische Handlungsempfehlungen erhalten“ könnt. Deshalb an dieser Stelle nur: bleibt möglichst gesund und gelassen! Wascht Eure Hände (und die Displays Eurer Händies) und haltet Abstand. Schützt Euch und andere, helft wo Ihr könnt, belohnt Euch mit den Coronavirus Reward Stickers zum Ausmalen von Gemma Correll und nutzt die Rückzugszeit auch zum Lesen, zum Beispiel von meinem Blog. Herzliche Grüße, BRS

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Wenn ich einen Bundesverdienstorden hätte…

… wäre dies der Moment, ihn zurückzugeben.

Am Freitag, den 6. März 2020 bekamen vierzehn Frauen und fünf Männer von Staatsministerin für Kultur und Medien Monika Grütters den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, auch Bundesverdienstorden oder Bundesverdienstkreuz genannt, die höchste Auszeichnung unseres Landes. In der Pressemitteilung 77 der Bundesregierung heißt es:

„Kurz vor dem Weltfrauentag werden viele Frauen für ihre herausragende künstlerische Vermittlungsarbeit sowie Frauen und Männer für ihr Engagement für mehr Geschlechtergerechtigkeit geehrt. Kulturstaatsministerin Grütters würdigte die 14 Ordensträgerinnen und fünf Ordensträger als „beherzte Streiterinnen und Streiter für faire Chancen sowie als erfolgreiche Vorbilder, um Frauen in Kultur und Medien zur eigentlich selbstverständlichen Gleichstellung zu verhelfen. Mit ihrem Engagement machen sie sich alle gemeinsam dafür stark, dass großartige Kultur- und Medienfrauen die ihnen gebührende Wertschätzung bekommen.“
Grütters weiter: „An der Spitze von Kultureinrichtungen und Medienunternehmen, in Gremien und Jurys, sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert. Seit Beginn meiner Amtszeit setze ich mich deshalb dafür ein, die Parität der Geschlechter auf allen Ebenen in Kultur und Medien zu verbessern.“

Bundesverdienstorden / Order of Merit, Germany

Auch in der hessischen Ferne erreichte mich diese Meldung (ich war Jurymitglied beim Deutschen Fernsehkrimifestival, darüber mehr nächste Woche), gleich mehrere Kolleg*innen, Freund*innen und Bekannte aus der Filmbranche simsten und mailten mir. Die am häufigsten verwendeten Worte waren allerdings: Weiterlesen →

6. März 2020
von SchspIN
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Kommentar im Politischen Feuilleton von Deutschlandfunk Kultur

Am 1. Februar hörte ich im Radio mit halbem Ohr die Literatursendung LESART auf Deutschlandfunk Kultur. Mein Eindruck, dass es sich um eine ziemliche Männersendung handelte, wurde durch einen Blick in das Programm bestätigt, und ich twitterte mein Unverständnis über die Einseitigkeit: keine Autorinnen, keine Rezensentinnen, 0 Frauen, 7 Männer:

Einige Wochen später wurde ich von Tarik Ahmia von der DLF Redaktion Hintergrund Kultur und Politik kontaktiert, der mich um einen Kommentar für das Politische Feuilleton bat. Empfohlen worden war ich ihm von der LESART-Redaktion, die auch meinen Tweet bereits reagiert hatten: Wir bemühen uns um ein vielfältiges, ausgewogenes Programm, auch bei der Frage nach dem Geschlecht von Autoren / Autorinnen und Rezensentinnen / Rezensenten. Zu unserem Bedauern lässt sich das aber im Tagesgeschäft nicht immer umsetzen. Wir sind dran!“ Weiterlesen →

12. Februar 2020
von SchspIN
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Neue Kampagne #mehralsLeichen

Krimis – Schauspielerinnen können mehr als Leichen spielen

Das deutsche Fernsehen ist bekanntlich recht krimiaffin. Immer mehr Formate, Reihen und Einzelfilme dieses Genres werden produziert, die immer seltener ohne in Szene gesetzte brutale Morde und Leichen in Großaufnahme auskommen. Dass ein spannender und unterhaltlicher Krimi auch anders geht erzähle ich am Beispiel einer schwedischen Miniserie, einem Gegengewicht zu den Filmen, die mit einer brutalen Vergewaltigung oder dem Fund einer jungen, hübschen, misshandelten, toten Frau beginnen. Schauspielerinnen können mehr als Opfer spielen.

Zwei Verbrecherinnen und zwei Leichen im Off

Durch Zufall – denn die Filme und Serien, die arte in der Mediathek bereit hält werden leider zu wenig beworben – entdeckte ich kurz vor Ende der Laufzeit NUR EIN BANKRAUB / ENKELSTÖTEN. Die 6-teilige schwedische Serie (je 44 min.) von Felix Herngren basiert auf dem Roman ENKELSTÖTEN: PSYKOLOGISK THRILLER des schwedischen Autors Tomas Arvidsson (*1941), der nicht auf Deutsch erschienen zu sein scheint. Wie mir ein freundlicher Mitarbeiter der schwedischen Botschaft in Berlin – dessen Namen ich leider nicht mitbekommen habe – erzählte bedeutet Enkelstöten ,Einfacher Stoß‘. Es gibt auch noch DUBBELSTÖTEN und TRIPPELSTÖTEN von Arvidsson.
Der Mitarbeiter freute sich sehr, als er kurz die schwedischen Infos zur Serie durchlas, er sagte Felix Herngren sei sehr humorvoll und die beiden Hauptdarstellerinnen Lotta Tejle und Sissela Kyle echt genial. Er erzählte auch, dass die Geschichte in den 80er Jahren schon einmal als Serie verfilmt worden war. Was an NUR EIN BANKRAUB 2017 auch bemerkenswert macht ist, dass im Roman die Hauptfiguren männlich sind. 2017 wurden sie zu zwei Frauen:
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31. Dezember 2019
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Tatorte zum Jahresende

Tatorte 2019 – Tatort Drehbuch

Ehe das Jahr 2019 zuende geht, – aber noch nicht das Jahrzehnt! – hier ein kurzes Update zur ARD-Reihe TATORT und der Autorinneninitiative Tatort: Drehbuch. Wer führte Regie, wer schrieb das Drehbuch? Wer spielt die Hauptrollen und wer zeichnet verantwortlich für Kamera, Ton, Schnitt oder Musik?

Ich habe bereits mehrfach die TATORTE analysiert unter verschiedenen Aspekten, wie den Frauenanteilen in 6 Gewerken und im Hauptcast seit 2011 und der Situation in den einzelnen Regionen. Beispielsweise:

Der Grund ist nicht, dass ich TATORT-Fan wäre oder Krimis liebte oder auch nicht wirklich, weil es als prestigeträchtigstes fiktionales Format gilt (mit den höchsten öffentlich-rechtlichen Gagen?) – sondern nicht zuletzt, weil die Datenausgangslage so günstig ist und das die Analyse vereinfacht. Denn es gibt die TATORT-Unterseiten auf ard.de, wo auf Alle Fälle die Filme der letzten TATORT-Jahrgänge aufgelistet sind. Das ist toll, denn wenn ich z.B. die ZDF Fernsehfilme der Woche analysieren will ist allein schon die Recherche der Titel aufwändig, die nicht online aufgelistet zu finden sind. Von den TATORTEN finde ich neben den Titeln auch den Hauptcast sowie in der Regel drei bis vier Teampositionen: Regie, Drehbuch, Kamera und Musik. Für TATORT-Fans gibt es dazu noch Fotos und Inhaltsangaben und Interviews und Infos von den Drehs und die verwendeten Musiktitel. Guter Service, Danke!

TATORTE 2019: Der 6-Gewerke-Check

Heute zeige ich zunächst den 6-Gewerke-Check für die 37 TATORTE, die 2019 erstausgestrahlt wurden und die in 20 verschiedenen Städten spielten, am häufigsten in Köln und Wien (jeweils dreimal). Dargestellt sind prozentual die Frauen- und Männeranteile:
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22. November 2019
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Der Ton macht den Film

Der Ton macht die Musik den Film

Vor Jahren hatte ich bei einem Dokumentarfilm mitgewirkt, einem spannenden Projekt, das zu einem besonderen Film führte, einem (fast) sehr guten. Nur eben fast, denn der Ton! Er wurde meist nicht extra aufgenommen sondern der Kameraton verwendet. Sehr schlechte Qualität, was auch der Grund für eine Ablehnung durch diverse 3. Programme war. Das, und die Länge des Films. 52 Minuten, das passte auf keinen Sendeplatz, aber das ist ein Thema für einen anderen Tag.

Den Ton einer Filmproduktion verursachen jede Menge Menschen, nicht nur die Schauspieler*innen mit ihren Stimmen, Worten, Seufzern, Gelächter und ihren Schritten, und die Musiker*innen, aber eben auch die Geräusche, die Atmo und mehr, und das bringt uns zu den Filmschaffenden in der Tonabteilung. Da gibt es verschiedene Funktionen, und die werden in der Regel von Männern eingenommen.

Tonmeister*innen in Film und Fernsehen

Die erste Abbildung zeigt eine dieser Positionen, Filmtonmeister*in, und hierfür den Frauenanteil in den TATORTEN und den Top 10 bis Top 100 deutschen Kinofilmen der letzten acht Jahre. Der Männeranteil unter den Absolvierenden an Filmhochschulen liegt bei 89 %.

Wir sehen, dass Tonmeisterinnen in jeder untersuchten Filmgruppe arbeiten. Allerdings, alle Werte – für die TATORTE, Top 10, 20, 50 und Top 100 deutsche Kinofilme – liegen unter dem 11 % weibliche Alumni-Wert. In einigen Jahren kommen gar keine Tonmeisterinnen vor, beispielsweise bei den TATORTEN 2012 und 2018 sowie den Top 10 Filmen 2012, 2014, 2016 und 2018. Ist Ton für Frauen das, was Kostümbild für Männer ist? Wird Tonmeisterinnen die Arbeit nicht zugetraut, so dass regelmäßig nur die Kollegen für Produktionen engagiert werden? Weiterlesen →

16. September 2019
von SchspIN
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Hat der BFFS das Zeug zur Serie?

In den letzten Wochen haben manche hierzulande oder in der Onlinewelt das Brexit-Spektakel in London mit einer Fernsehserie verglichen, die schon seit mehreren Staffeln das Publikum in Atem hält. Es wurden Plottwists bewertet und über neue Figuren und Handlungsstränge spekuliert. Das ist nicht die einzige Parallele zum BFFS, der umso mehr unterhält, je weniger man fürchten muss von den Auswirkungen der tatsächlichen oder fehlenden Verbandspolitik betroffen zu sein.

BFFS: Fact and Fiction

Hat der BFFS das Zeug zu einer Fernsehserie? Oder zu einer Reihe von 60- oder 90-Minütern? Davon handelt der heutige Text, der in einzelne Episoden unterteilt ist, Zeitsprünge und Rückblenden inklusive. Unvollständig. Ein erster Entwurf.

BFFS – DIE SERIE handelt von Macht und Manipulation, und ist in der Glamourwelt des Films und ihren Schattenseiten angesiedelt – aber nicht nur da.
Also ein ähnliches Thema wie zum Beispiel DER DENVER-CLAN (Ölbranche. USA, 9 Staffeln mit insg. 218 45-min. Folgen, 1981-89) und BAD BANKS (Finanzwelt. D / LUX, bislang 1 Staffel mit 6 ca. 50-min. Folgen, 2018).
Ich werde am Rande auch einen kurzen Blick auf das Potenzial von BFFS – DIE SERIE als Comedyformat werfen, wo es sich anbietet.

Die Patriarchen

Dass die Hauptfiguren / die autokratischen Vorstandsmänner eher unsympathisch rüber kommen muss nicht unbedingt schaden und ist auch kein Seriennovum. Gehen wir zurück zum erwähnten DENVER-CLAN. Dort steht der alte, megareiche Partriarch Blake Carrington im Zentrum, ein skrupelloser Businessmann mit aggressiven Zügen und Kontrollzwang. Er lässt seine junge zweite Frau Krystle (die ehemalige Sekretärin) überwachen, stellt sie regelmäßig auf die Probe, macht Psychospielchen mit ihr, vergewaltigt sie als sie einmal keinen Sex mit ihm will. Den Lover seiner Tochter Fallon lässt er zusammenschlagen, den Exlover seines schwulen Sohns Steven tötet er fahrlässig und gegen den Sohn, der zwischenzeitlich ein Kind gezeugt hatte (das waren die 80er, da schwankte der Schwule im Film zwischen schwul und hetero hin und her) strebte er einen Sorgerechtsstreit um seinen Enkel an. Beruflich trat er aggressiv auf, lehnte Kooperationen mit anderen ab und war eigentlich darauf aus, alle Gegner platt zu machen oder aufzukaufen. Seine zweite Frau liebte ihn natürlich trotzdem, fast die ganze Zeit. Mehr erinnere ich gerade nicht, wir hatten vor ein paar Monaten mal die ersten beiden Staffeln gebingt.

Aber wie gesagt, das waren die 1980er. Ein reiner Männerhauptcast (BFFS-Vorstandsmänner) mit Frauen als Staffage (Vorstandsfrauen) passt dramaturgisch eigentlich schlecht in die Kreativbranche des 21. Jahrhunderts. Und in einer Branche, in der Teamarbeit fundamental ist – wir reden hier ja nicht von der Ölindustrie – einen Alleingang nach dem anderen zu betreiben und die gewöhnlichen Mitglieder vorrangig als Masse, Beitragszahlende sowie als fleißige Helfer*innen zu sehen…. Hm. Selbst in einer Serie wie BAD BANKS waren zwar alle irgendwie unsympathisch, aber niemand so einseitig. Auch den Hauptanwalt der Serie – den Justiziar des Vorstands – würde man heute eigentlich mit einer Frau besetzen, das ist gut, endlich einmal eine böse Frauenfigur. Aber neben den alten weißen Männern einen weiteren alten weißen Mann, der knallhart agiert und gleichzeitig gewissermaßen vom System profitiert (div. Geschäftsführungs- und andere Posten, eine ausgelastete Kanzlei und eine gut finanzierte Bürogemeinschaft), das ist alles zu glatt.

Gut, man könnte in den Vorstand einen Guten als Sympathieträger und einen Nerd als Comic Relief einbauen, Hahnenkämpfe erfinden, Mobbing, gar einen Aufstand der Vorstandsfrauen (häufig überlieferter Satz: „da muss ich die Männer fragen“), Schicksalsschläge und Affairen, – da könnte noch einiges die Monotonie aufbrechen. Oder es wird eine Comedy, da bleiben Figuren ja auch meistens ein bisschen stereotyp und entwickeln sich nicht weiter. Aber selbst da wären vermutlich „die da oben“ die Bösen, und die Sympathie läge bei den Kleinen. Wobei die ,Bösen‘ durch Humor punkten könnten. Aber das kommt in der Realität bislang nicht vor. Weiterlesen →

27. August 2019
von SchspIN
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TATORTE und Standorte, was läuft FM-mäßig?

Die TATORTE und die Standorte 2011 bis Sommer 2019

In meiner heutigen Analyse in 15 Abbildungen werfe ich einen Blick auf die 22 neuen TATORTE im ersten Halbjahr 2019, konkret auf die Frauen– und Männerverteilung in den sechs Gewerken Regie, Drehbuch, Bildgestaltung, Ton, Schnitt und Komposition. Außerdem auf die Erstgenannten Rollen und die Hauptcasts, das sind die auf den ARD TATORTE-Seiten genannten, durchschnittlich 12 Rollen pro Film.

Anschließend füge ich die 2019er Werte mit den TATORTEN 2011 bis 2018 zusammen, wieder bezüglich der sechs Gewerke, und stelle dem meinen Vorschlag 2 von 6 (#2v6pN) gegenüber.

Im dritten Teil schließlich geht es um die TATORT-Standorte bzw. Ermittlungsteams. Ich überprüfe, wie hier die Genderanteile für die sechs Gewerke ausfallen. Gibt es Unterschiede zwischen den Städten? Ja, gibt es. In einigen Städten wurde noch nie ein Drehbuch verfilmt, das nur von Autorinnen verantwortet wurde. Genaugenommen in 15 von 28. Das ist nicht gut. Alleinige weibliche Regie gab es im untersuchten Zeitraum in 9 der 28 TATORT-Städte nicht. Mehr dazu weiter unten.

Dieser Artikel schließt an meine jüngsten TATORT- und POLIZEIRUF-Analysen  Verbrechen aus Männersicht  und Nachgereicht: Der Polizeiruf 110 hinter der Kamera an.

Quelle für meine Untersuchungen ist die ARD-TATORTE-Unterseite mit allen Fällen und Erstausstrahlungsterminen, den Hauptcasts und einigen Angaben zur Crew. Den Rest habe ich überwiegend bei Filmportal und Crew United recherchiert. Für die Altersanalysen der SchauspielerInnen habe ich die Datenbanken Filmportal, Filmmakers, Crew United / Schauspielervideos sowie SchauspielerInnen- und Agenturwebseiten verwendet.

TATORTE 2019 im ersten Halbjahr

Hinter der Kamera

Die gute Nachricht zuerst, dass der Regisseurinnenanteil in den 22 TATORTEN bei 22,7 % liegt, das ist seit Beginn meiner Auswertungen 2011 ein neuer Höchstwert. Er ist natürlich noch weit entfernt von dem Frauenanteil unter den RegieabsolventInnen an Filmhochschulen – denn der ist 44 % – aber er nähert sich zumindest den 25,3 % Frauenanteil in der Crew United Datenbank, und er erreicht die 20 % Vorgabe, die die Degeto ausgegeben hat. Aber hier wird wie bereits schon in Verbrechen aus Männersicht beschrieben ein gleichzeitiger Nachteil dieser eingewerklichen Zielvorgabe deutlich: der Tunnelblick auf Regie ignoriert die anderen Gewerke. Bei einem ausgestrahlten TATORT 2019 war bislang eine Kamerafrau verantwortlich (Jutta Pohlmann beim Luzern-Schweizerischen AUSGEZÄHLT). Tonmeisterinnen? Genau wie im Vorjahr bislang Fehlanzeige. Ein Frankfurt TATORT hatte eine Komponistin: Iva Zabkar (DAS MONSTER VON KASSEL). 12,1 % der TATORT-Drehbücher wurden von Autorinnen geschrieben (Sommer 2018 war der Wert 7,1 %), aber nicht eigenverantwortlich sondern in drei Teams mit Autoren. Kein TATORT wurde nur von einer Frau oder einem Frauenteam geschrieben, wie gehabt werden die Geschichten in erster Linie aus Männersicht erzählt. Schnitt ist wieder einmal eine überdurchschnittliche Frauendomäne (Editorenanteil 22,7 %). Weiterlesen →

8. August 2019
von SchspIN
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Ein Stand der Dinge im UK Fernsehen

Gender- und Inklusionspolitik im britischen Fernsehen

Aus dem UK, dem Vereinigten Königreich (VK), das seit 1952 eigentlich UQ United Queendom heißen müsste, gibt es zur Zeit schlechte Nachrichten. Der beschlossene Brexit, der angedrohte No-Deal Brexit, der nur von Mitgliedern der Konservativen Partei gewählte neue Premierminister Alexander Boris de Pfeffel Johnson, die fehlende Diskussion über die Rückgabe von geraubter Kunst und Kulturgütern in die Ursprungsländer (Stichwort British Museum), eine erstaunliche Müllpolitik (haben die wirklich kein Pfandflaschensystem?) und und und. Aber darum soll es heute nicht gehen, sondern im Rückblick um etwas, das dort schon sehr weit ist, zumal im Vergleich zu Deutschland: Initiativen und Programme zu Geschlechtergerechtigkeit und Inklusion in der Fernsehbranche, vor allem hinter der Kamera.

Der Anlass dieser Londonreise

Vor ein paar Monaten hatte mich  Oliver Ratcliffe von Westminster Insight nach London eingeladen zur eintägigen Veranstaltung Gender Equality in Television: Behind the Scenes and on the Screen (Geschlechtergerechtigkeit im Fernsehen: Hinter den Kulissen und auf dem Bildschirm). Eine Woche später konnte ich auf Einladung von Head of Diversityy Ade Rawcliffe (Ade wird wie Eddie ausgesprochen) mein Gender und Diversity Tool NEROPA einer kleinen, hochkarätigen Runde beim Fernsehsender ITV vorstellen und sie zur Anwendung bei Serienproduktionen beraten.

Beide Verantwortliche, Ratcliffe und Rawcliffe – das mit den Namen ist wohl Zufall – hatte ich über Anjani Patel, Head of Diversity von Pact (Producers Alliance for Cinema and Television – Produzent*innenallianz für Kino und Fernsehen) kennengelernt. (Anjani wird auf der ersten Silbe betont, wie Anthony oder Marjorie, Patel auf der 2. Silbe, wie Kartell). Pact bzw. Anjani organisiert Inclusive Casting Workshops für interessierte Produzent*innen, bei denen auch NEROPA zur Sprache kommt und ich sie demnächst auch einmal vorstellen  werde. Weiterlesen →

18. Juli 2019
von SchspIN
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Holz Wasser Luft

Es ist genau drei Monate her, dass ich meinen letzten Blogtext veröffentlicht habe („Warum arbeitet Ihr nicht mit Drehbuchautorinnen?“) und seitdem sind mehrere filmische und filmpolitische Texte und auch statistische Analysen in der Mache, die demnächst nach und nach erscheinen werden. Aber heute schiebe ich ein anderes Thema dazwischen.

Dann gieße ich heute Abend einen Baum.

Alle reden vom trockenen Sommer, reden vom Klimawandel, alle denken an die Umwelt – nein, natürlich nicht alle. Aber viele. Einige? Und viele machen sich Gedanken, tun was, verpflichten sich, keine Inlandflüge zu nutzen (auch wenn die billiger sind als die Bahn), haben kein Auto, verzichten soweit es geht auf Plastik und Einwegverpackungen, haben immer einen Einkaufsbeutel dabei (übrigens, auch wenn die Jutebeutel genannt werden, sie sind meistens aus Baumwolle), kaufen nur regionales Obst und Gemüse  und und und. Jetzt ist die Frage, ob das irgendetwas ändert und ob es die Umweltbelastung ausgleicht, die die SUV-Leute oder die jede-Woche-mindestens-6-Inlandflüge-Leute oder die nur-online-Shopper verursachen, oder ob es nur das eigene Gewissen beruhigt, oder ob es einfach eine grundsätzliche Haltung ist, letzten Endes auch inkonsequent, aber eine Richtschnur für den eigenen sozialen oder ökologischen Wunsch oder Anspruch. Keine Ahnung. Mir liegt „selbstbestimmt zumindest etwas tun“ näher als eine „es nützt ja sowieso nichts“-Einstellung. Aber das soll heute nicht wirklich das Thema sein.

Ein Straßenbaum wird gegossen.

In warmen Zeiten brauchen Straßenbäume je nach Alter 60-100 l Wasser die Woche. Foto: SchspIN

Und freue mich über Stadtbeete.

Denn ich möchte eigentlich nur kurz über Bäume sprechen und über Beete, und feststellen, dass Stadtgrün in welcher Form auch immer eine feine Sache ist. Und dass wir uns das auch aneignen können, auch die Verantwortung dafür. Bäume, Grünflächen,  Blumen, die sind gut fürs Stadtklima (Photosynthese!), und fürs soziale Klima. Auf einer Bank in einem kleinen Park oder neben einen Blumenkübel sitzen ist schöner als in einer Betonwüste. Allermeistens jedenfalls. Und wenn ich durch Berlin gehe oder radle oder laufe (urban running!) freue ich mich immer wieder über schöne Beete in Baumscheiben. Wie einfallsreich und aufwändig die teilweise bepflanzt werden. Manchmal ein kleiner Dschungel, manchmal ein buntes Sammelsurium, manchmal ein Blumenmeer, und manchmal ist es einfach nur Gras unter einem Baum, aber selbst das ist schöner als trockene graue Erde mit Müll- und Hundekackemosaik. In den Weiterlesen →