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Gedanken einer Schauspielerin

17. März 2023
von SchspIN
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Alles schön divers bei den Oscars?

Die US-amerikanischen Filmpreise 2023

Am vergangenen Sonntag wurden in Los Angeles die Academy Awards 2023 verliehen. Ich bin von mehreren Seiten gefragt worden, wo mein Kommentar bleibt, also los geht’s!

Es wurde groß gefeiert, dass unter den Preisträger:innen so viele Nationalitäten vertreten sind, so viele verschiedene ethnische Hintergründe. Das kann optimistisch stimmen, liegt aber zu einem großen Teil an EVERYTHING EVERYWHERE ALL AT ONCE, der für elf Preise nominiert war und immerhin sieben gewann. Denn an dieser Fantasy-Komödie über eine chinesische Einwandererfamilie in den USA waren hinter und naturgemäß vor der Kamera sehr viele asiatisch(-stämmig)e Filmschaffende beteiligt. Wobei die häufig gebrauchte Formulierung ,die erste für eine Hauptrolle nominierte Schauspielerin, die sich als Asiatin identifiziert’ (“who identifies as Asian“) im Zusammenhang mit der malaysischen Hauptdarstellerin Michelle Yeoh etwas wunderlich anmutet.*

Daneben herrschte große Begeisterung darüber, dass zwei Schauspielerinnen die Preise für beste Schauspielerin in einer Haupt- bzw. einer Nebenrolle erhalten haben. Zwei Schauspielerinnen über 60 muss ich vielleicht ergänzen.

Über weitere Diversitätskategorien vor und hinter den Kameras kann ich nicht viel berichten, da ich bis auf SHE SAID, das Drama über die Enthüllung der Weinstein-Verbrechen und Auslöser der #metoo-Bewegung, noch keinen der Filme gesehen hab. Achso, und SHE SAID wurde überhaupt nicht nominiert, in keiner Kategorie. Tja.**

6-Gewerke-Check – ein Trauerspiel

Was ich aber bieten kann ist eine statistische Auswertung der Frauen– und Männeranteile in sechs Gewerken bei den fünfzehn Filmen die in zwei Kategorien oder mehr nominiert waren. Die sechs diesmal untersuchten Gewerke sind Produktion (statt Ton), Regie, Drehbuch, Kamera, Montage und Musik. Und dieser 6-Gewerke-Check ist ein Trauerspiel, es sei denn man mag Rosa und Einseitigkeit:

 

Die Abbildung zeigt es, Regie und Drehbuch unter 10 % Frauenanteil, Kamera unter 15 %, Produktion und Montage um die 20 %, Musik unter 25 %.

Hat das irgendjemand thematisiert? Wenn, dann habe ich es nicht mitbekommen. Es ist ein bisschen wie auch in anderen Zusammenhängen: Sexismus, Geschlechterungleichgewicht, strukturelle Benachteiligung von Frauen in Film und Fernsehen interessiert nicht mehr wirklich als eigenes Themen, da wir jetzt über Diversität sprechen. Und damit ist „alles andere“ gemeint, auch wenn viele Männer und ein paar Frauen uns gerne einreden wollen, dass bei Diversität die Frauen mitgemeint sind. Ich denke eher Nein.
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17. Februar 2023
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Berlinale 2023, das vierte Jahr Chatrian & Rissenbeek

Die Internationalen Filmfestspiele Berlin

Gestern begann die 73. Berlinale. Seit 2020 hat das Festival eine Doppelspitze, das sind der künstlerische Leiter Carlo Chatrian, (italienischer Filmkritiker und Festivalleiter) und die Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek (niederländische Filmproduzentin und Marketingmanagerin). Jurypräsidentin ist die US-Schauspielerin Kristen Stewart, im Wettbewerb laufen 19 Filme.

Der Berlinale Wettbewerb 2023

Über den Wettbewerb, „das Herzstück der Berlinale und die Visitenkarte des Festivals“, heißt es auf der Webseite berlinale.de – ziemlich ambitioniert:

(Der Wettbewerb bietet) einen detaillierten Einblick in die Gegenwart und die Zukunft des Kinos. Der Wettbewerb zeigt die besten Filme der Auswahl eines Kinojahrgangs – unabhängig davon, ob sie von etablierten Regisseur*innen oder Nachwuchstalenten stammen. (…)

Als Gravitationszentrum des Festivals bündelt der Wettbewerb die Energie der Berlinale und strahlt in die Welt hinaus. Er steht im Fokus der Aufmerksamkeit und zeigt einige der meist-diskutierten Filme des Jahres, die oft hitzige Debatten anregen. Der Wettbewerb feiert die Vielfalt und die ausgiebige Produktivität des Kinos im 21. Jahrhundert. Er will sowohl das Publikum als auch die Fachbesucher*innen überraschen, unterhalten und bereichern. Er reflektiert die Welt, in der wir leben, und setzt sich zu ihr in Beziehung: Die Filme ermöglichen den Zuschauer*innen, ihren eigenen Platz in der Welt besser zu verstehen und den Standpunkt anderer Menschen zu respektieren.

In diesem Jahr hat Carlo Chatrian, unterstützt von einem Auswahlgremium, 19 Filme für den Wettbewerb ausgewählt, darunter den Dokumentarfilm SUR L’ADAMANT / ON THE ADAMANT (Regie Nicolas Philibert) und zwei Animationsfilme, ART COLLEGE 1994 (Regie Liu Jian) und すずめの戸締まり / SUZUME* (Regie Makoto Shinkai).

6-Gewerke-Check 2023

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13. November 2022
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TATORTE 2022 – Eine gemischte Zwischenbilanz

TATORTE 2022 – Eine gemischte Zwischenbilanz

  • Prolog: Polizeiruf 110
  • TATORTE hinter der Kamera: 6-Gewerke-Check
  • TATORTE hinter der Kamera: 2 von 6
  • TATORT-Städte im 6-Gewerke-Vergleich
  • Was fehlt?
  • Wer fehlt?
  • Wer leidet?
  • Wer stirbt?
  • TATORT-Fälle

    • Ludwigshafen
    • Göttingen
    • Kiel und Wiesbaden
    • TATORT-Programmbeschwerde von Pro Quote Film
  • Epilog

Schutz vor Verbrechen. Foto SchspIN

Prolog: Polizeiruf 110

Heute ist Sonntag der 30. Oktober, es ist kurz nach halb vier am Nachmittag. In den Nachrichten wird von über 150 Toten in Seoul / Südkorea nach einer Massenpanik bei einer Halloweenfeier berichtet. Abends gibt es diesmal keinen TATORT sondern einen POLIZEIRUF 110, der laut ARD-Webseite makabererweise – das konnte die Programmplanung nicht wissen – so beginnt:

Prolog, 30.10.22 Eine Frau wird nach dem Halloweenfest am Fuße des Brockens tot aufgefunden. (…) Die Leiche wurde verbrannt, auf einer Art Scheiterhaufen. Und schließlich stellt sich heraus, dass das Opfer gefoltert wurde – mit Methoden der mittelalterlichen Inquisition.

Der Film von Drehbuchautor Wolfgang Stauch hat den Titel HEXEN BRENNEN, wer die gefolterte und ermordete junge Tanja Edler spielt ist auf der ARD-Webseite und in den üblichen Filmdatenbanken nicht zu finden, sie scheint nur tot und nicht in Rückblenden zu sehen zu sein.

Ändert die ARD ihr Abendprogramm?

Stunden später: Nein, es gab keinen Brennpunkt, weder zu dem Unglück von Seoul, noch zu einer eingestürzten Fußgängerbrücke im Westen Indiens mit mehr als 130 Toten. Zu weit weg, nicht relevant? Im Gegensatz beispielsweise zur Trainerentlassung bei der Männerfußballabteilung von Bayern München am 27.4.09? Die war der ARD einen Brennpunkt wert, aber das ist ein anderes Thema. Weiterlesen →

6. Oktober 2022
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Serienstudie 2022 auf Englisch bei der WCOS in København

Kurzvorstellung der Serienstudie 2022 auf Weltkonferenz der Drehbuchautor:innen

Am 5. und 6. Oktober 2022 findet die WCOS, das ist die World Conference of Screenwriters 2022 in Kopenhagen statt. Es ist die fünfte Konferenz, die eigentlich schon nach ursprünglichem 2-Jahres-Turnus für 2020 geplant war, jedoch coronabedingt erst jetzt möglich war. Ungefähr 300 Teilnehmer:innen aus 37 Ländern, die meisten von ihnen in ihren jeweiligen Drehbuchverbänden organisiert, kamen in das Dänische Konzerthaus nach Kopenhagen (tolle Architektur!), zu Vorträgen, Interviews und vor allem Panels zu den verschiedensten aktuellen Drehbuchthemen, und um zwischendurch mit anderen zu netzwerken.

Ich war eingeladen auf das Panel A Room of One’s Own? What will it take for Female Voices to be heard., gemeinsam mit den Autorinnen Fiona Samuel (Aotearoa / Neuseeland) und Jenny Lund Madsen (Dänemark) – modertiert von Gail Renard (Großbritannien), die für die leider kurzfristig verhinderte Carolin Otto (Deutschland, Präsidentin der FSE / Europäischer Drehbuchverband) eingesprungen war.

von links: Gail Renard, BRS, Fiona Samuel, Jenny Lund Madsen. Foto: Ernst Tobisch

 

Unter anderem habe ich einige Abbildungen der SERIENSTUDIE 2022 in englischer Version präsentiert. Die vollständige Studie  liegt zur Zeit noch nicht auf Englisch vor.

Hier nochmals der Link zur Studie (PDF, 36 Seiten).

In der englischen Fassung dieses Blogbeitrags finden sich u.a. die von mir in Kopenhagen gezeigten Abbildungen sowie eine englische Übersetzung des Abstracts und des Inhaltsverzeichnisses der Studie.

 

25. Juli 2022
von SchspIN
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Wann ist eine Geschichte gut?

Wann ist eine Geschichte gut? – Deutscher Filmpreis für das beste Drehbuch

  • Lola für das beste Drehbuch
  • Lola für das beste unverfilmte Drehbuch
  • Dankesrede „Aber auf den zweiten Blick…“
  • Wann ist eine Geschichte gut?
  • Schuster bleib bei Deinen Leisten
  • Chancen für diverse Autor:innen
  • Gläserne Filmschaffende
  • Neue Wege – Think outside the Box
  • Wer kann das?
  • Sie können das!

Lola für das beste Drehbuch

Am 24.6.22 wurden in Berlin die Deutschen Filmpreise, auch Lolas genannt, verliehen. Die in allen Kategorien nominierten Filme werde ich demnächst ausführlicher analysieren, u.a. mit einem 6-Gewerke-Check. Heute sei nur erwähnt, dass Thomas Wendrich mit LIEBER THOMAS den Deutschen Filmpreis für das beste Drehbuch gewann.

Das ist aber nicht die einzige Drehbuchauszeichnung, denn es gibt außerdem eine Lola für das beste unverfilmte Drehbuch, und die wurde vor knapp drei Wochen am 5. Juli auf einer Veranstaltung des Drehbuchverbands (mit dem unglücklichen Namen VDD Verband Deutscher Drehbuchautoren) und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien BKM Claudia Roth in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz – unter beängstigend laxen Coronapräventionsregeln – überreicht.

Obwohl ich auf der Gästeliste stand war es gar nicht so leicht, reinzukommen. Hat aber am Ende geklappt

Lola für das beste unverfilmte Drehbuch

Die Jury (namentlich Drehbuchautorin Brigitte Drodtloff, Regisseur, Autor und Filmproduzent Florian Eichinger, Autorin Susanne Finken, Regisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent Uwe Janson, Drehbuchautor Sven Poser und Buch- und Drehbuchautorin Vanessa Walder) hatte aus allen Einreichungen, deren Gesamtzahl ich leider gerade nicht finden kann, drei Bücher nominiert:

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6. Juni 2022
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TATORT Sammlung

TATORT-Texte und Krimi-Analysen, von neu zu älter

Kürzlich, am 23.5.22, wurde ich von der Journalistin Gesa Ufer im Deutschlandradio Kultur für die Sendung Kompressor interviewt. Das Gespräch gibt es zum Nachhören auf der DLF-Webseite (Warum Kommissarinnen häufig sterben müssen). Und wie der Titel schon verrät ging es um das Phänomen der getöteten oder ermordeten Kommissarin, oder wie es harmloser heißt, den Serientod der Figuren.

Ich möchte diesen Hinweis zum Anlass nehmen für eine Aufstellung meiner TATORT-Untersuchungen und Krimi-Gedanken der letzten Jahre; die eine und der andere hat schon öfter nach Texten gefragt, also findet Ihr sie hier gebündelt: 

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NACHTRAG (Artikel die nach Veröffentlichung dieser Sammlung erschienen sind)

13.11.22 TATORTE 2022 – Eine gemischte Zwischenbilanz

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9.5.22 Noch mehr Morde: TATORT 21

13.12.21 Starke Frau, Auf die Fresse!

22.6.21 Rosige Zeiten bei den NDR-Prime-Time-Krimis
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16. Mai 2022
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Serienstudie 2022

Serienstudie 2022

Wer schrieb die deutschen Serien 2017 bis 2021?

Studie zur Beteiligung von Autorinnen an den kreativen Bereichen Drehbuch, Creation, Showrun und Head von geförderten und nicht-geförderten deutschen Serien bei Streamern bzw. VoD-Anbietern, Privatsendern und im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

Belinde Ruth Stieve
SchspIN – Gedanken einer Schauspielerin
Berlin, 16. Mai 2022SERIENSTUDIE 2022 PDF, 36 Seiten. Zitieren als: Stieve, Serienstudie 22

Schon seit längerem wird die unterschiedliche Beteiligung von Frauen und Männern vor und hinter der Kamera in der deutschen Film- und Fernsehbranche thematisiert. Dabei lag zunächst sehr lange der Fokus auf der Regie, Drehbuchautor:innen und verwandte Bereiche wie Schöpfer:innen von Serien wurden oft nur am Rande erwähnt und noch nicht eingehend untersucht. Dabei sind sie es, die die Geschichten erfinden, diejenigen, die auf dem Etikett „eine Serie von“ stehen sollten. Folglich ist eine Beantwortung der Frage, ob im Drehbuchbereich weiterhin Genderungleichgewicht herrscht und wie groß es ist, überfällig.

Belinde Ruth Stieve. Serienstudie 2022


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Download Begleitwort zur Studie von Kristin Derfler und Annette Hess WER ERZÄHLT UNS DIE WELT 3.5.22. PDF, 2 Seiten.

Serien jeden Genres und jeder Formatierung werden heute gelesen wie in früheren Zeiten Romane, sie unterhalten, spiegeln Bekanntes und können die Bildungsromane unserer Zeit sein. Fiktionale Erzählungen sind identitätsbildend. Eklatant wichtig ist es also, sich die Menschen anzusehen, in deren Köpfen die Figuren und Geschichten entstehen. Wir beobachten seit Jahren, dass deutlich mehr männliche Autoren mit Serien beauftragt und gefördert werden. Diese Wahrnehmung wollten wir überprüfen.

Kristin Derfler und Annette Hess (Creator, Drehbuch, Creative Producer), Auftraggeberinnen der Studie.


Medienecho (Auszug)

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9. Mai 2022
von SchspIN
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Noch mehr Morde: TATORT 21

Es wird die meisten nicht wirklich überraschen, dass ich kein großer TATORT-Fan bin. Dazu kommt, dass es seit der Eskalation von Russlands jahrelangem Krieg gegen die Ukraine im Februar 2022 so viele Nachrichten von ermordeten, gefolterten Zivilist:innen gibt, von vergewaltigten Frauen, verschleppten Kindern, dass ich nicht noch mehr – sei es auch nur fiktive – brutale Gewalt gegen Menschen sehen möchte.

Dessen ungeachtet sind gerade TATORTE ein guter Gradmesser für mögliche Geschlechterungleichgewichte vor und hinter der Kamera im deutschen Fernsehen, sie sind das 90-minütige Format mit den höchsten Budgets, dem größten Renommee und den höchsten gemessenen und hochgerechneten Einschaltquoten (die allerdings nicht unumstritten sind, aber das wäre ein Thema für einen anderen Tag). Und eine statistische Betrachtung geht auch, ohne die TATORTE gesehen zu haben.

Noch mehr Morde: die 33 TATORTE 2021

  • Regie, Drehbuch, Kamera, Ton, Schnitt, Komposition
  • Immer wieder gerne: tote junge Frauen
  • Die Polizeikriminalstatistik für 2020
  • Und die männlichen Opfer?
  • Die Kommissarin als Zielscheibe
  • Liebe Entscheider:innen

Von mehreren Seiten, soll heißen: von Filmschaffenden verschiedener Gewerke, bin ich in letzter Zeit auf die TATORTE 2021 angesprochen worden und wie es da mit der Frauenbeteiligung in den Kerngewerken aussieht. Deshalb hier und heute der alljährliche 6-Gewerke-Check:

Regie, Drehbuch, Kamera, Ton, Schnitt, Komposition

Nun. Der Regisseurinnenanteil ist weiterhin über 40 %, das ist eine gute Nachricht. 14 Regisseurinnen und 19 Regisseure kamen zum Einsatz, einer zwei Mal: Torsten C. Fischer mit DER TOD DER ANDEREN in Köln und DIE KALTEN UND DIE TOTEN in Berlin. Weiterlesen →

6. April 2022
von SchspIN
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Fordert Veränderung – Demand change

Zum Jahresende 2021 wurde ich von der italienischen Journalistin, Soziologin und Autorin Stefania Medetti interviewt. Sie lebt aktuell in Thailand und betreibt u.a. das englischsprachige Blog The Age Buster, das sich schwerpunktmäßig mit den Themen Alter, Alterswertschätzung und Altersdiskriminierung befasst. Das Interview nebst Einleitungstext über ihre Erfahrungen in Deutschland erschien am 13. Januar 22 unter dem Titel Demand Change.

Mit Stefanias freundlicher Erlaubnis hier die deutsche Fassung. Grazie sincero!

Stefania Medetti

Demand Change – Fordert Veränderung

Nur wegen meiner Liebe zu Katzen fand ich mich an einem frostigen Valentinstagmorgen unter den hohen Bögen des Mailänder Hauptbahnhofs wieder. Ich stand vor dem Zug, der mich nach Deutschland bringen sollte, und schaute auf die Gleise, die sich außerhalb des Gebäudes in einem nebligen, blassgelben Licht erstreckten. Ich dachte an meine Großmutter, die als Fünfzehnjährige in einen Zug mit Dampflokomotive stieg, um als Dienstmädchen in die Stadt zu kommen. Zwei Generationen später, etwas älter als sie, reiste ich in die Richtung, aus der sie kam (sie wurde an der Grenze zu Österreich geboren), um als Au-pair zu arbeiten und mein Deutsch zu verbessern. Die Familie wollte eine spanische Kandidatin, aber in meinem Einführungsschreiben erwähnte ich Katzen, und das überzeugte sie, dass ich trotzdem gut zu ihnen passte. Als der Zug nach Osten und dann nach Nordosten fuhr, zogen zuerst die Ebenen und später die Weinberge vor meinem Fenster vorbei. Als der Zug die Alpen erreichte, fuhren wir durch ein enges Tal zwischen zwei hohen Bergwänden, und dann waren die Namen der Bahnschilder auf Deutsch geschrieben.

Als ich den Hauptbahnhof in München verließ, schneite es bereits. Schneeflecken sprenkelten meinen dunkelgrünen Kunstpelzmantel, als ich in ein blassgelbes Mercedes-Taxi stieg. In einer Zeit, als es noch kein Internet gab, stand die Adresse meines Ziels auf einem Zettel, den ich dem Fahrer reichte. Wir fuhren eine strenge dreispurige Straße entlang, die von zwei Reihen blattloser, hoher Pappeln gesäumt war. Das Auto hielt vor einem imposanten, modernen gotischen Gebäude, das in Hellblau und Weiß gestrichen war. Durch eine Glastür gelangte man zu einer wunderbaren, alten Holztreppe, die spiralförmig an der Gebäudewand entlanglief und bei jeder Stufe knarrte. Die Treppe umgab die Glassäule des Aufzugs, und als sich die Türen öffneten, schauten mich drei blonde Gesichter in extraklein, klein und mittelgroß neugierig an. Ihre rothaarige Mutter stellte mich den Kindern vor, zeigte mir das Haus, die Katze Mathilde (der ich diese glückliche Begegnung verdankte) und mein gemütliches Zimmer: ein riesiges Fenster mit Blick auf die Straße, ein Bett, ein Schreibtisch, ein Bücherregal an drei Seiten des Zimmers mit einem Zwischengeschoss oben und einer bauernhofähnlichen Leiter, um dorthin zu gelangen. Unter den aufmerksamen Augen der Kinder räumte ich meine Kleider in den weißen Kleiderschrank in Puppengröße. Eines der Kinder schenkte mir eine Zeichnung, die es gerade angefertigt hatte, und wir wurden sofort Freunde. Weiterlesen →

24. Januar 2022
von SchspIN
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3-Gewerke-Check für zwölf deutsche Filmfestivals, 2019-21

12 Filmfestivals 2019-21: Frauenanteile Regie, Drehbuch, Kamera im Wettbewerb

Zum Jahresanfang möchte ich eine Filmfestivalanalyse vorlegen. Sie behandelt die Frauenanteile in den Gewerken Regie, Drehbuch und Kamera – 3-Gewerke-Check – in den Hauptwettbewerben von zwölf deutschen Filmfestivals.

Zwischenzeitlich habe ich erwogen, außerdem die Position Musik auszuwerten. Aber da Musik ähnlich wie Ton sehr unvollständig aufgeführt wird (sowohl auf Filmwebseiten als auch in Datenbanken) ist die Recherche sehr aufwändig und sprengt gerade den Rahmen meiner Kapazitäten.

Die erste Tabelle zeigt die Festivals und die Anzahl ihrer Wettbewerbsfilme in den drei untersuchten Jahren. Mehrheitlich sind es Spielfilme, die Zahl der Dokumentarfilme steht in Klammern:

Die Auswertung

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